Die DEMAG

 

Die Deutsche Maschinenbau AG wurde 1910 durch den Zusammenschluß der Märkischen Maschinenbau-Anstalt Ludwig Stuckenholz AG aus Wetter (Ruhr), der Duisburger Maschinenbau AG aus Duisburg und der Benrather Maschinenfabrik GmbH aus Benrath (heute Düsseldorf-Benrath) gegründet. Sitz des Unternehmens wurde Duisburg.

Die Abkürzung DEMAG war ursprünglich das Telegrammkürzel der Duisburger Maschinenbau AG und wurde als Telegrammadresse und Firmenbezeichnung für die Deutsche Maschinenbau AG (DEMAG) übernommen.

 

Geschichte des Zusammenschlusses

Die drei sich zusammenschließenden Firmen waren ursprünglich erbitterte Konkurrenten, die im gleichen Arbeitsgebiet tätig waren und somit viele Überschneidungen in ihren Tätigkeiten hatten. Egal ob man große Verladeanlagen, feststehende oder schwimmende Schwerlastkrane, Krane für Hütten- und Walzwerke, Walzenzugmaschinen oder weitere Walzwerkeinrichtungen benötigte, man konnte immer drei meist gleichwertige Angebote einholen und den günstigsten Preis erzielen. Dadurch sanken die Erträge bei steigenden Auftragszahlen. Durch Rat der Deutschen Bank trafen sich die leitenden Personen, Wilhelm de Fries aus Benrath, die Herren Wilhelm Keetmann und August Kauermann aus Duisburg und Wolfgang Reuter aus Wetter zu persönlichen und vertraulichen Gesprächen. Im ersten Schritt wurde für Einzelfälle ein Preiskartell gebildet, um sich nicht weiterhin ruiniös zu unterbieten. Diese Einzelabsprachen wurden jedoch schnell zu generellen Abmachungen, die aus juristischer Sicht natürlich geheim gehalten werden mussten. Da dies auf Dauer keine Lösung sein konnte, wurde im Jahre 1906 eine Interessengemeinschaft (IG) zwischen den drei Firmen gebildet. Die Kunden waren bei Bekanntgabe der IG wenig begeistert, fürchteten sie doch steigende Preise. Da die Vorteile für die drei Firmen überwiegten, wurde zunehmend enger miteinander gearbeitet. Eine Firma half der anderen mit Arbeiten und Erfahrungen aus, die Erlöse wurden in eine gemeinsame Kasse gezahlt und zu gleichen Teilen verteilt. Nachdem Wilhelm de Fries am 1. April 1909 als Geschäftsführer der Benrather Maschinenfabrik GmbH ausschied, übernahmen Wolfgang Reuter und August Kauermann gemeinschaftlich die Geschäftsführung aller drei Firmen der IG. Die Büros wurden aus Benrath nach Duisburg und Wetter verlegt, Fabrikation und Betrieb blieben in Benrath. Da die räumliche Trennung der beiden Direktoren (Duisburg und Wetter) eine erhebliche Belastung war, entschloß man sich, alle 3 Werke auch in der Verwaltung zusammen zu fassen. So wurde am 27. Juni 1910 die Deutsche Maschinenfabrik AG gegründet. Aus steuerlichen Gründen wurden die Duisburger Maschinenbau AG und die Märkische Maschinenbau-Anstalt von der Benrather Maschinenfabrik übernommen. Es gab zwei vollständig gleichberechtigte technische Direktoren, deren Arbeitsgebiete so aufgeteilt wurden, dass W. Reuter die kaufmännische und geschäftliche Organisation sowie die Bearbeitung der Hüttenwerke übernahm und A. Kauermann die Bearbeitung der Werften, Häfen etc, sowie den gesamten Betrieb leitete. Da sich jeder der beiden nur für sein eigenes Aufgabengebiet verantwortlich fühlte, wurde stark nebeneinander her gearbeitet. Nachdem August Kauermann zum alleinigen Direktor der Schieß AG berufen wurde, wurde Wolfgang Reuter erster Generaldirektor der DEMAG.

Die Werkstätten in Wetter erhielten innerhalb der DEMAG mit ihren ausgebauten Gießereien die Aufgabe alle drei Firmen mit Guß zu versorgen. Zusätzlich sollten hier Winden, Laufkatzen und kleine Laufkrane auf Vorrat hergestellt werden. Eine gesonderte Abteilung übernahm die Herstellung von Zahnrädern.

 

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Schöntaler Stahl- und Eisenwerke Peter Harkort & Sohn

Die Schöntaler Eisenwerke sind hervorgegangen aus einem Rohstahlhammer der Familie Harkort, später der Firma Peter Harkort & Sohn, der Schöntaler Eisenwerke AG und der Peter Harkort & Sohn GmbH(1,2). Sie verschmolzen unter Führung der Fa. Hoesch zur Harkort-Eicken GmbH und das Werk Wetter ging nach dem 2. Weltkrieg mit Gründung der REME unter.

 

Schöntaler Rohstahlhammer

Die Familie Harkort ist seit 1550 auf Gut Harkorten in Hagen-Haspe nachweisbar, vermutlich aber schon viel länger an der Enneperstraße (so nannte man das Gebiet von Hagen-Wehringhausen bis Ennepetal-Milspe) tätig. Sie besassen u.a. zahlreiche Eisen- und Stahlhämmer an der Ennepe und am Hasperbach und waren dort als selbstständige Stahlschmiede, sogenannte "Reidemeister" tätig.

Vor 1777 betrieben Johann Caspar Harkort IV., geb. 1753 (der Vater von Friedrich Harkort) und sein Bruder Peter Nicolaus, geb. 1755, für Rechnung ihrer Mutter, Louise Catharina Märker (oder Märcker), geb. 1718, auf dem Gut Schöntal einen Hammer für Eisenwaren aller Art. Sie betrieb als Witwe von Johann Caspar Harkort III. (gest. 1760/61) die Geschäfte ihres Mannes alleine weiter. Ihr Großvater, der Churfürstlich Brandenburgische Richter zu Wetter Bernhard Caspar Reinermann, besaß das Gut Schede bei Wetter zur Hälfte sowie weiteren Grundbesitz in Wetter (u.a. vermutlich das Gut Schöntal). In zwei Teilkäufen in den Jahren 1753 und 1763 erwarb sie große Teile des Grundbesitzes ihres Großvaters (u.a. Gut Schede und Gut Schöntal vollständig) und brachte diesen in die Familie Harkort ein. Für den Betrieb des Schmiedehammers auf Gut Schöntal besaß sie auch ein Stauwehr an der Ruhr. Vermutlich gehörte auch ein Schleifkotten für Klingen und Messer dazu.

Im Zuge der Schiffbarmachung der Ruhr auf Befehl König Friedrichs des Großen kaufte der preußische Staat im Jahr 1777 das Stauwehr von der Familie Harkort gegen die Erlaubnis zur Errichtung eines Rohstahlhammers in Schöntal. Das Erlaubnisdokument wurde am 13.10.1778 erstellt und war auch die Geburtsstunde der eisenschaffenden (im Gegensatz zur eisenverarbeitenden) Industrie in Wetter. Der erste Rohstahlhammer wurde in den Jahren 1779-1780 gebaut und in Betrieb genommen, 1793 kam ein zweiter dazu. Das Roheisen wurde aus dem Siegerland und die Holzkohle aus dem nahen Sauerland importiert. Hauptabnehmer für den Stahl dürften neben der eigenen Warenproduktion die Wetteraner Klingenschmieden gewesen sein, die ihren Rohstoff überwiegend bei der Fa. Harkort kauften und ihre Waren in Kommission über die Fa. Harkort verkauften(3).

Nachdem Louisa Catharina Märker 1795 verstorben war, erwarb Peter Nikolaus Hakort im Jahr 1798 die Hämmer in Schöntal sowie das Gut Schede von seinen Geschwistern (neben seinem Bruder Johann Caspar IV. hatte er noch 3 Schwestern). Sein Bruder übernahm das Gut Harkorten als Fideikommiss.

 

Peter Harkort & Sohn

Im Jahr 1810 verlegte Peter Nikolaus Harkort seinen Wohnsitz von Harkorten nach Gut Schede und 1811 trat sein einziger Sohn Peter in das Geschäft ein. Es wurde nun unter dem Namen Peter Harkort & Sohn firmiert. Auch nun wurde bis etwa 1820 überwiegend Großhandel mit Eisenerzeugnissen betrieben, die aber nur zu einem kleinen Teil aus dem eigenen Hammertrieb kamen. Es wurden dafür auch größere Mengen bei den Schmieden in Remscheid, Soligen und Hagen eingekauft. Eigene Läger in fremden Städten ermöglichten einen reibungslosen Absatz der Waren nicht nur im Norden Deutschlands, sondern auch nach Frankreich, Dänemark, Schweden und Rußland.

1817 wurde ein Reckhammer für die Weiterverarbeitung des eigenen Roheisens zu Raffinierstahl in Betrieb genommen, ein Zylindergebläse ermöglichte die wirtschaftliche Verarbeitung. Als Antriebskraft für Hämmer und Gebläse wurde die Wasserkraft der Ruhr mit einem fein verzweigten Grabennetz genutzt. Noch im gleichen Jahr starb der Gründer des Werkes, Peter Nikolaus Harkort.

Ab 1821 wurde der Großhandel eingeschränkt. Vor allem schlechte Transportwege und -möglichkeiten sowie ungünstige Zollbestimmungen ließen den Großhandel einbrechen, daher wurde sich von nun an auf die gewerbliche Herstellung von Roh- und Raffinierstahl konzentriert.

Schon 1822 starb auch der Peter Harkort II. Dessen Sohn Peter III, geb. 1820, war noch ein Kleinkind. In diesem Augenblick trat Carl Gravemann (sen.) (* um 1791) auf und führte als Freund der Familie, Teilhaber und Leiter das Geschäft weiter.

Beginnend mit den 1830er Jahren wurde die Holzkohle zunehmend durch Steinkohle ersetzt. 1839 wurde die Erzeugung von Zementstahl in Schöntal eingeführt, die Herstellung von Zementstahl war deutlich billiger, was auch hohe Absatzzahlen ermöglichte. Bereits 1840 wurden etwa 500.000 Pfund Zementstahl hergestellt.

Mit Aufhebung des Mühlenzwanges im Jahre 1817 durch die Stein-Hardenschen Reformen(4) verlor die Kornmühle im Mühlenfeld bei Schöntal an Bedeutung. Die Firma Peter Harkort & Sohn erwarb die Mühle und nutzte diese als Schleiferei.(5)
Hinweis: Es gab zu der Zeit noch mindestens einen weiteren Schleifkotten im Mülhlenfeld/Schöntal.

Nach seiner kaufmännischen und technischen Ausbildung in deutschen, englischen und steiermärkischen Werken leitete Peter Harkort III ab 1843 zusammen mit seinem väterlichen Freund Carl Gravemann die Firma. Die erste Walzwerkanlage mit einer Feinblechwalze und einer Schnellwalze wurde 1850/51 im Werk errichtet und ebenfalls mit Wasserkraft betrieben und 1855 wurde die Herstellung von Tiegelgußstahl begonnen. In diesem Jahr waren u.a. 3 Zementstahlöfen und 12 Öfen für die Herstellung von Tiegelgußstahl in Betrieb.

Nach Fertigstellung der Bergischen-Mäkischen Eisenbahn von Elberfeld über Hagen, Wetter, Witten nach Dortmund im Jahr 1848 konnten die Kunden deutlich besser bedient werden. Die Eisenbahngesellschaften wurden sogar selbst durch ihren Bedarf an Schienen zu Großkunden. Schon 1855 wurde ein eigener Werksanschluss in Betrieb genommen. 

Mit der nächsten Werkserweitung 1857 wurden u.a. 4 Puddelöfen durch den Ingenieur H. Fehland in Betrieb(6) genommen, welcher bereits 1853 solche Öfen im kleinen Stahlwerk Asbeck, Osthaus, Eicken & Co. in Hagen installiert hatte. Aufgrund der hervoragenden Qualität der hergestellten Stahlwaren wurde 1859 ein Auftrag für die Royal-Artillery aus England über Lieferung von 150 Zentner Kürassierbleche geschlossen. Auch wurde nun der erste Dampfhammer eingesetzt, der mit der Hitze der Puddelöfen betrieben und von der Fa. Kamp & Co. geliefert wurde(7). Den Kessel für die Dampferzeugung lieferte die Fa. Stuckenholz und er wurde aus dem selbst erzeugten Blech gefertigt(8).

 

Das Werk wurde jetzt kontinuierlich u.a. mit Walzstraßen, Feinblechwerken, Platinenstraßen etc. ausgebaut und 1866 konnte die erste Dampfmaschine angeschafft werden. War im Jahr 1850 noch die Wasserkraft zu 100 % der Energielieferant sank dessen Anteil jetzt zu Gunsten der Dampfkraft auf 22 % im Jahr 1874. Bereits 18 Maschinen und 6 Hämmer wurden in diesem Jahr mit Dampfkraft betrieben.

Von 1869 bis 1873 war Peter Harkort stellvertretender Vorsitzender der Handelskammer zu Hagen.

1870 beschäftigte das Werk schon etwa 500 Arbeiter, durch den deutsch-französischen Krieg 1870/71 verlor der Betrieb jedoch etwa 100 Arbeiter an die Armee.

1872 starb Carl Gravemann sen. Sein Sohn, Carl Gravemann jun. bis dato Prokurist der Firma, trat in das Gesellschaftsverhältnis ein(9).

 

 

Schönthaler Stahl- und Eisenwerk AG (früher Peter Harkort & Sohn)

Der große Börsencrash 1873, auch Gründerkrach(10) genannt, zog auch die Firma Peter Harkort & Sohn in ihren Sog. Noch kurz vorher am 3. Mai 1Eingetragenes Warenzeichen der Firma Peter Harkort & Sohn aus dem Jahr 1875873 wurde durch den Bankverein Quistorp & Co. die Schönthaler Stahl- und Eisenwerke AG (früher Peter Harkort & Sohn) mit Sitz in Berlin gegründet um Kapital zu sammeln. Vorstand wurde Peter Harkort, technischer Direktor wurde Adolf Schuchart (aus Werdohl) und Carl Gravemann jun.  kaufmännischer Direktor. Allerdings wurden kaum Aktien gezeichnet so dass Peter Harkort aufgrund der Vertragsgestaltung den gesamten Aktienbesitz noch im Oktober 1873 erwerben konnte. 1875 hießen die Vorstände: P. Harkort und W. Köppen(11) (Fabrikbesitzer aus Hagen) und im September dieses Jahres wurden die Warenzeichen für Eisen- und Stahlwaren und deren Verpackung beim Königl. Kreisgericht in Hagen eingetragen. Im Jahr 1876 wurde die Firma Schöntaler Stahl- und Eisenwerke im Berliner Handelsregister bereits wieder gelöscht.

Durch Einführung des Bessemer-Verfahrens und der baldigen Umstellung auf das Thomasverfahrens in der Eisenindustrie der 1870er und 1880er Jahre wurde ein Überangebot an billigem Flußeisen am gesamten Markt erzeugt, so dass sich Peter Harkort entschloss, das Puddelverfahren vollständig still zu legen. Die Firma verlagerte sich vollständig auf das Walzen von Feinblechen und der Herstellung von Stanzblechen. Aber bereits 1887 wurde wieder ein eigenes Stahlwerk (im Siemens-Martin-Verfahren) mit 4 Öfen gebaut und 1888 in Betrieb genommen.

1885 wurde Peter Harkort Präsident der Handelskammer zu Hagen, verstarb aber bereits am 25.05.1888. Carl Gravemann jun. führte als familiärer Freund und Teilhaber zusammen mit Adolf Schuchart als technischen Direktor das Werk weiter in die Erzeugung von Spezialstahlerzeugnissen wie Stabstähle in vielseitigen Sonderprofilen. 1899 stiftete die Witwe von Peter Harkort, Sophie Wilhelmine Brügelmann (*1833, †1919), u.a. ein Kapital von 30.000 Mark dessen Zinsen jährlich unter den 25 ältesten Arbeitnehmern der Fa. Peter Harkort & Sohn ausgeschüttet werden sollten(12).

 

Schöntaler Stahl- und Eisenwerk Peter Harkort & Sohn GmbH

Am 27.02.1896 wurde die Schöntaler Stahl- und Eisenwerk Peter Harkort & Sohn GmbH gegründet. Teilhaber waren die Kinder Wilhelmine Christiane Elisabeth (*1860, †1904), Christiane Amalie Margarethe (*1865), Emma Caroline Friedrike Dorothea (*1866), August Louise Mathilde Wilhelmine (*1869, †1906) und Peter (IV.) Hermann Harkort (*1875, †1911) sowie Carl Otto Gravemann jun. (*1842, †1924). Es wurden zu der Zeit etwa 600 Arbeiter beschäftigt.

In den 1890er Jahren beteiligte man sich an vielen Syndikaten und Verbänden zum Schutz der verschiedenen Stahlerzeugnisse. Das war jedoch nur von geringem Erfolg gekrönt. Um diese negative Erfahrung reicher widmete man sich bald wieder den eigenen Absatzwegen für seine Spezialerzeugnisse. Es wurden Stähle in verschiedenen Legierungen angeboten, so z.B. Kohlenstoffstahl, chom-, nickel- und wolframlegierte Stähle, Manganhartstahl, Siliziumstahl etc. Ab 1902 wurde auch das Deutsche Heer mit beschußsicheren Blechen für Artillerie-Schutzschilde beliefert. Um die Schußsicherheit der Stahlbleche zu garantieren wurde ein eigener Werksschießstand betrieben.

Nach 30 Jahren ging der technische Direktor Adolf Schuchart 1903 in den Ruhestand; ihm folgte der Tiegelstahlfachmann C. J. Kracht. 1905 trat Peter Hermann Harkort, einziger Sohn von Peter Harkort III. in die Geschäftsführung ein.

 

Von 1904 bis 1914 wurde die Elektrifizierung fast aller Antriebe unter Leitung des Maschinen-Oberingenieurs C. Wiecke durchgeführt. 1906 wurde das Werk dafür an das Stromnetz der Rheinisch-Westfälischen-Verbands-Elektriztätswerke angeschlossen. Ab 1908 wurde angefangen eigenen Strom aus Wasserkraft zu erzeugen. Dazu wurde ein Turbinenkraftwerk mit Platz für 5 Turbinen über die ganze Ruhr gebaut. Die 5 Turbinen leisteten insgesamt 2080 PS. Für den Bau des Kraftwerks konnte der Architekt Bruno Taut vom Berliner Architektenbüro Taut & Hoffmann gewonnen werden. Taut war ein Bekannter des Hagener Bankiers und Kunstmäzens Karl Ernst Osthaus und ein Vertreter der Architekturbewegung "Neues Bauen"(13).

Es wurden nun über 1000 Arbeiter beschäftigt und daher wurde beschlossen eine eigene Arbeiterwohnkolonie zu bauen.

Allerdings verstarb Peter Hermann Harkort schon früh am 26.11.1911.

Im ersten Weltkrieg (1914 - 1918) wurde im wesentlichen für das Deutsche Heer produziert. Die weitverzweigte Kundschaft für Spezialstahl konnte daher kaum noch beliefert werden was zu einer nachhaltigen Schädigung der Absatzbeziehungen führte. Von den vor dem Krieg beschäftigten 1100 Arbeitnehmern starben 87 im 1. Weltkrieg als Soldaten.

1920 ging C. J. Kracht in den Ruhestund und der Dipl. Ing. Richard Gockel (vorher in Luxemburg tätig) wurde technischer Leiter.

Die Zeit bis 1923 war von extremen Rohstoffbeschaffungsproblemen gekennzeichnet. Teilweise musste als Brennstoff Rohbraunkohle und Torf herhalten. Mit der Ruhrbesetzung durch französische und belgische Soldaten stand das Werk 1923 für 9 Monate sogar ganz still. 1924 konnte die Produktion mit zunächst 100 Arbeitern wieder aufgenommen werden. Für neue Geschäftsfelder wurden die Walzstraßen auf die Verarbeitung von Edelstahl umgestellt und ab Mitte der 1920er Jahre wurde mit der Herstellung von Elektrostahl begonnen.

Ab 1927 wurde aufgrund des erheblichen Bedarfs dann auch mit der Herstellung von Karosserieblechen nach amerikanischem Verfahren für die Automobilindustrie begonnen.

Im 150. Jubiläumsjahr 1929 wurde ein Anschluss an die Gasfernversorung angelegt um Spezial-Glüh-Öfen mit hochwertigem Heizgas zu versorgen. Das Wasserkraftwerk wurde an den Ruhrverband abgetreten, da mit dem zu errichteten Stausee (Harkortsee) das Kraftwerk auf die doppelte Leistung ausgebaut werden sollte. In Remscheid, Stuttgart und Berlin besass man wieder eigene Filialen mit Stahllägern. In diesem Jahr beschäftigte man schon wieder 800 Arbeitnehmer und verfügte über 295 Werkswohnungen sowie eine eigene Badeanstalt für die Beschäftigten

 

Edelstahlwerk Harkort-Eicken GmbH

Im Februar 1931 übernahm die Hoesch-KölnNeuessen-AG die Anteilsmehrheit an der Schöntaler Stahl- und Eisenwerk Peter Harkort & Sohn GmbH. Die GmbH wurde im gleichen Zuge mit dem Stahlwerk Eicken & Co. aus Hagen zur Edelstahlwerk Harkort-Eicken GmbH mit Sitz in Hagen vereinigt. Eine Konsolidierung der Geschäfte beider eigentlich konkurrierenden Unternehmen führte zu einer steigenden Zahl von Arbeitslosen in der Region.

1934 wurden das Martin-Werk im Schöntal aufgegeben und es wurden nur noch 340 Arbeitnehmer beschäftigt. 1940 wurde schon wieder auf ca. 900 und aufgrund der Kriegsproduktion in den folgenden Jahren auf über 1700 Mitarbeiter (1944) aufgestockt(14). Auch Kriegsgefangene wurden beschäftigt.

Im April 1945 wurde die Produktion dann stillgelegt, das Werksgelände in Wetter durch die britische Besatzungsmacht beschlagnahmt und im Juli 1945 durch 23 Base Workshop REME übernommen. Der Großteil der Anlagen wurde demontiert und verschrottet.

Das Dampfmaschinenschwungrad des von der Firma Peter Harkort & Sohn 1893 errichteten Stabstahlstanzwerkes wurde von der REME Anfang des Jahres 1986 der Stadt Wetter geschenkt, welche es am Seeplatz vor dem Harkortsee aufbauen liess. Britische Panzer brachten damals das Schwungrad vom Betriebsgelände zum Harkortsee(15). Im Zuge der Umgestaltung des Seeplatzes wurde das Schwungrad im Oktober 2009 zurück ins neue Gewerbegebiet Schöntal gebracht. Dabei wurde der untere Teil des Rades aus ökonomischen Gründen abgetrennt, so dass ca. 1/3 des Schwungrades im Boden am Seeplatz verbleiben sollte. Die ausführende Firma grub den Rest des Schwungrades jedoch aus und verbrachte es zu einem Hattinger Schrottgroßhandel, wo es verschrottet wurde.

Von den alten Gebäuden steht heute noch das alte Verwaltungsgebäude der Firma Harkort-Eicken im Schöntaler Gewerbegebiet und wird von verschiedenen Firmen genutzt.

    

 

 

 

Führungspersonen der Fa. Peter Harkort & Sohn

bis 1795 Louisa Catharina Märker mit ihren Söhnen Johann Caspar Harkort und Peter Nikolaus Harkort

1795 - 1798 Johann Caspar Harkort und Peter Nikolaus Harkort

1798 - 02.10.1817 Peter Nikolaus Harkort

1811 - 30.12.1822 Peter Harkort II.

1823 - 1872 Carl Gravemann sen.

1843 - 25.05.1888 Peter Harkort III. (ab 08.05.1873 Vorstand)

1872 - 1905/1907 Carl Gravemann jun. (vorher Prokurist der Firma, ab 08.05.1873 kaufmännischer Direktor)

03.05.1873 - 1903 Adolf Schuchart (technischer Direktor)

1903 - 1920 C. J. Kracht (technischer Direktor)

1905 - 26.11.1911 Peter Hermann Harkort

1907 -  1914 Paul Weber (kaufmännischer Direktor)

1914 - K. Peekmann (kaufmännischer Direktor)

ab Oktober 1920 - Dipl. Ing. Richard Gockel (technischer Direktor)

 

Was ist ein Reidemeister

Ein Reidemeister ist ein "Aufbereiter" von Eisen. Das Wort Reide stammt aus dem nieder- und mittelhochdeutschen und bedeutet "Drehung, Wendung, Krümmung"(19). Bei der Eisenverarbeitung wird das Eisen beim Schmieden immer wieder gewendet, gedreht und gekrümmt. Der Schmiedemiester war in Nieder- und Mittelhochdeutschen der Reidemeister.

In anderen deutschen Sprachgegenden hingegen hatte das Wort reide eine andere Bedeutung, es kam dort u.a. von reiten (Rittmeister) oder auch von Rad (im steyermarkschen z.B. Radmeister).

 

 

Was ist der Unterschied zwischen einem Hammer für Eisenwaren und Rohstahlhammer?

Der Hammer für Eisenwaren(16) war ein Handwerksbetrieb zur Herstellung von Produkten aus Schmiedeeisen. Es wurden meist sogenanntes Halbzeug (Stabeisen, Bleche, Drähe) zu Endprodukte wie Sensen, Sicheln, Schaufeln und auch Waffen etc. verarbeitet. Die Familie Harkort machte überwiegend Geschäfte mit selbst hergestellten aber auch in Kommission von anderen Reidemeistern erworbenen Sensen und Sicheln hauptsächlich im norddeutschen Raum und darüber hinaus.

Mit einem Rohstahlhammer(17) hingegen wird flüssiges Roheisen zu schmiedbaren Eisen weiterverarbeitet. Der Betrieb von Rohstahlhämmern war zu dieser Zeit ein staatliches Hoheitsrecht (= Regal).

 

 

 

Quellen

1Denkschrift 150 Jahre Harkort-Stahl 1779 bis 1929 der Firma Peter Harkort & Sohn GmbH, Wetter-Ruhr, Oktober 1929
2Peter Harkort & Sohn, G.m.b.H., Wetter-Ruhr in der Zeitschrift Stahl und Eisen vom 18.12.1924 S. 23-26
3Stefan Gorißen, Vom Handelhaus zum Unternehmen, Sozialgeschichte der Firma Harkort im Zeitalter der Protoindustrie (1720-1820) aus der Reihe Bürgertum, Beiträge zur europäischen Gesellschaftsgeschichte, Band 21, Vanderhoeck & Ruprecht, Göttingen 2002, S. 301-313
4https://de.wikipedia.org/wiki/Preußische_Reformen (abgerufen 20.04.2021)
5https://de.wikipedia.org/wiki/Kraftwerk_Harkort (abgerufen 20.04.2021)
6Anton Kerpeley's Bericht über die Fortschritte der Eisenhütten-Technik im Jahre 1886, Verlag von Arthur Felix, Leipzig 1888, Seite 7
7Dietrich Thier, Das Schöntaler Eisenwerk Peter Harkort und Sohn in Heimatbuch Hagen + Mark 1994, v. Linnepe Verlag Hagen 1993, S. 9-15
8Jahrbuch der Erfindungen und Fortschritte auf den Gebieten der Physik und Chemie, der Technologie und Mechanik, der Astronomie und Meteorologie, Erster Jahrgang, Verlag von Quandt & Händel, Leipzig 1865, Seite 216
9Deutscher Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischer Staats-Anzeiger für das Jahr 1872, Berlin, Seite 1163
10https://de.wikipedia.org/wiki/Gründerkrach (abgerufen 20.04.2021)
11Berliner Adreß-Buch für das Jahr 1875, Seite 129
12"Der Arbeiterfreund" - Zeitschrift des Central-Vereins für das Wohl der arbeitenden Klasse, 27. Jahrgang, Verlag von Leonhard Simion Berlin 1889, S. 130
13https://de.wikipedia.org/wiki/Neues_Bauen (abgerufen 20.04.2021)
13Dietrich Thier, Das Schöntaler Eisenwerk Peter Harkort und Sohn in Heimatbuch Hagen + Mark 1994, v. Linnepe Verlag Hagen 1993, S. 9-15
15Elisabeth Semme, Panzer bringen das Schwungrad zum Seeufer in Wetter, Westfalenpost 12.02.2021 - https://www.wp.de/staedte/herdecke-wetter/panzer-bringen-das-schwungrad-zum-seeufer-in-wetter-id231551885.html (abgerufen 20.04.2021)
16https://de.wikipedia.org/wiki/Eisenschwamm (abgerufen 19.04.2021)
17Themenpapier Wissenswertes über Stahl https://www.stahl-online.de/wp-content/uploads/2014/03/Stahl_FAQ_V1.pdf (abgerufen 19.04.2021)
18https://www.jurawiki.de/FideiKommiss (abgerufen 19.04.2021)
19Gerhard Köbeler, Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 3. Auflage 2014, siehe auch https://www.koeblergerhard.de/mhdwbhin.html (abgerufen 25.04.2021)

 

 

Die REME in Wetter

Die REME war ein britischer Besatzungsbetrieb nach dem 2. Weltkrieg, in dem für die Rheinarmee der britischen Royal Army hauptsächlich Räder- und Kettenfahrzeuge repariert und gewartet wurden. Das Gelände beherbergte die REME und das RAOC (Erläuterung siehe nächste Absatz). Nach dem "Zwei plus Vier"-Vertrag vom 12. September 1990 wurde das Werk in Wetter (Ruhr) zum 31. März 1994 endgültig aufgegeben.

 

  

Die Geschichte der 23 Base Workshop REME

 

Der Vorläufer der REME: das RAOC

Vorläuferorganisationen des RAOC (Royal Army Ordnance Corps) bestanden schon, als noch Pfeile und Bogen an die englischen Truppen ausgegeben wurden. Die Anfänge liegen im 13. und 14. Jahrhundert bei einer zivilen Verwaltung mit Lagerhaltung und Handwerkern, dem „Board of Ordnance“. Im Jahre 1694 wurde diesem Board of Ordnance durch eine königliche Verfügung sogar gestattet eigene Seeschiffe mit roter Flagge und eigenem Wappen zu führen. Das Wappen zeigte 3 Kanonen und 3 Kanonenkugeln.

1855 wurde die königliche Verfügung für das „Board of Ordnance“ als ungültig erklärt, die Organsation jedoch nicht aufgelöst. Schon 1857 entstand, wieder durch eine königliche Verfügung, aus dem „Board of Ordnance“ das „Military Store Department“. Es war immer noch eine eigentich zivile Einrichtung. Erst 1865 wurde aus dem „Military Store Department“ das „Military Store Staff Corps“ gebildet, welches Freiwillige aber auch Militärpersonal (insbesondere durch Versetzungen aus anderen Armeecorps) rekrutierte. Weitere Namensänderungen folgten dann kurz aufeinander, erst in „The Army Ordnance Department“ (bis 1895), dann in „The Army Ordnance Corp“ (1896 – 1918) und ab 1918 in das heute noch bestehende das „Royal Army Ordnance Corps“. Erst jetzt wurde es ein rein militärisches Corps und es entstand eine militärische Hierarchie mit Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften.

Während bis 1896 wurde vorwiegend die Heeres- und Marineausrüstung gelagert, gewartet, repariert und manchmal auch neu hergestellt wurde, wurden ab 1896 die Werkstätten der anderer Truppenteile (z.B. der Artillerie) kurzfristig eingegliedert.

Im Laufe der Jahre wurde dieses Corps dann immer größer und unübersichtlicher. Mit dem Aufkommen von motorisierten Armeefahrzeugen und technisch ausgefeilteren Waffen wurden auch die Aufgaben immer anspruchsvoller. Eine Trennung zwischen Lagerhaltung und Wartung bzw. Reparatur wurde erforderlich. Noch im 2. Weltkrieg wurde dann eine Teilung und Neuorganisation vorgenommen. Das RAOC sollte zukünftig nur noch die Verwaltung und Lagerung der Ausrüstung und der für die Reparatur und ggf. Herstellung erforderlichen Materialien übernehmen.

Mit Ausnahme von Verpflegung, Treibstoffen und Arzneimitteln wird auch heute noch vom RAOC fast alles verwaltet und gelagert, z.B. Bekleidung, Waffen, Munition, Fahrzeuge, Drucksachen, Formulare, Chemikalien, alle Arten von technischen Gerätschaften usw.

 

Die REME bis zum 08. Mai 1945 (Kapitulation des Deutschen Reiches)

Wie oben ausgeführt wurden bis 1941 die Waffen der britischen Streitkräfte beim RAOC gewartet, repariert und teilweise auch neu gebaut. Unterstützt wurde es dabei von den RE (Royal Engineers), den R Signals (Royal Signals) und dem RASC (Royal Army Service Corp). Auf Grundlage der neuen Strukturüberlegungen wurde dann bereits Ende 1941 erstmal vorläufig das Corp der Royal Electrical and Mechanical Engineers (REME) - Korps der königlichen Instandsetzungstruppen - in Palästina gebildet. Die offizielle Gründung erfolgte dann zum 1. Oktober 1942. Ein Großteil der benötigten Arbeiter wurde vom RAOC übernommen, aber auch Arbeiter des RE und des RASC wurden beschäftigt. Die REME wurde in mehreren Werkstatt-Corps gegliedert. Uns geht es hier um die in Wetter stationierte 23. Base Workshop REME.

Zuerst als 503 Advanced Base Workshop zog das Corps Anfang 1942 zusammen mit einer amerikanischen Kompagnie in das im 2. Weltkrieg von Deutschen und Italienern belagerte Tobruk in Libyen. Die Amerikaner blieben bis 1943 der REME angegliedert. Von dort wurde es kurz darauf zurück zum Suez-Kanal verlegt um anschließend nach Tel-El-Kebir (nördlich von Kairo, Ägypten) beordert zu werden. Seine erste Bewährungsprobe bestand das Corps 1942 in der 2. Schlacht von El Alamein (Ägypten) gegen die Deutsche Wehrmacht durch die schnelle und zuverlässige Reparatur der beschädigten Fahrzeuge. Nach dem das deutsche Nordafrika-Korps unter Rommel besiegt war, wurde das Corps in eine italienische Kavallerie-Kaserne nach Benghazi (Libyen) verlegt. Dort verblieb es bis 1944 und reparierte in der Wüste zurückgelassene Fahrzeugwracks. In Benghazi wurde nun eine große Anzahl italienischer Kriegsgefangener beschäftigt.

Nach Beginn der Invasion der Alliierten Truppen in der Normandie landete am 20. September 1944 das nun wieder rein britische Corps, jetzt unter dem Namen 23 Advanced Workshop im Brückenkopf von Arramonches (Arramonches-les-Bains, Frankreich) und zog von dort nach Arras (Frankreich), wo es bis Juli 1945 stationiert war. Hier wurden auch französische Arbeitnehmer angeworben.

 

Die wettersche REME in der britischen Besatzungszone bis zur Gründung der Bundesrepublik Deutschland

  

Die Aufklärungen im Ruhrgebiet zeigten, dass es in Wetter (Ruhr) zwei fast unbeschädigte Fabriken gab, die DEMAG und das Stahlwerk Harkort-Eicken (vormals Schöntaler Eisenwerke). Der 23 Advanced Workshop der REME bezog zum 5. Juli 1945 einen Teil der DEMAG (das Werk I - ehemals die Firma Stuckenholz). Diese Werkshallen wurde zur Reparaturwerkstätte. Desweiteren wurde das Stahlwerk Harkort-Eicken vollständig besetzt. Hier wurde auch das RAOC stationiert, welches die Hallen des ehemaligen Walzwerks bezog. Zwei Monate nach Ende des 2. Weltkrieges lösten somit die Briten die Amerikaner als Besatzungsmacht in Wetter ab. Auch eine kanadische Einheit zog auf das Gelände, welche wohl noch 1970 hier stationiert war.

Nun folgten in kurzer Zeit Umbenennungen, was zeigt, dass die Britische Rheinarmee ihre Struktur als Besatzungsmacht noch nicht endgültig gefunden hatte. So wurde das Corp am 18. Januar 1946 erst in 23 Heavy Workshop und im August 1946 in Civilianised Heavy Workshop Company R.E.M.E., später dann in 23 Heavy Workshop Coy (Civ) R.E.M.E. umbenannt.

Die ersten Arbeitskräfte in Wetter wurden aus während des Krieges nach Wetter Verschleppten und Vertriebenen rekrutiert, diese wurden kurze Zeit später noch durch Kriegsgefangene (der Alliierten) unterstützt. Noch Ende 1945 stellte ein eigenes Personalbüro vom Arbeitsamt überwiesene Arbeitskräfte ein. Viele deutsche Arbeiter nahmen am Anfang die Arbeit bei der REME nur an um eine Wohngenehmigung zu erhalten. Als Besatzungsbetrieb war die REME als Arbeitgeber anfangs unbeliebt. Da 1945 auch das Essen noch knapp und die zugeteilten Rationen in der Bevölkerung klein waren, gaben die Briten im Saal des Gasthofs Düllmann noch zusätzliche Mittagessen für die Arbeitnehmer aus. Manchmal auch ein zusätzliches Frühstück bestehend aus einer Scheibe Brot mit Magarine und Wurst.

Im Juli 1945 wurden nur 151 Personen beschäftigt, im Oktober 1946 schon 2.909 Personen. Am Anfang wurden ausschließlich Radfahrzeuge gewartet und repariert. Noch 1945 wurde ein Betriebsrat gewählt, der aber aufgrund der Struktur eines Besatzungsbetriebes nur eingeschränkt tätig werden durfte. Der Betriebsrat verlegte zusammen mit der Werksleitung im Auftrag des englischen Stabes ab Oktober 1946 auch die erste deutschsprachige Betriebszeitschrift eines englischen Besatzungsbetriebs. Die Zeitschrift erhielt den Namen "Auspuff". Gedruckt wurde diese in der Buchdruckerei Paul Edelhoff im Schöntal. Bereits nach 3 Jahren (1946 – 1948) wurde die Zeitschrift aber wegen Geldmangels vorerst wieder eingestellt. Offiziell begründet wurde das auch mit einer bereits vorhandenen großen Vielfalt an Magazinen im freien Markt.

Für die englischen Arbeiter und Soldaten wurde von der REME-Verwaltung das monatlich in englischer Sprache erscheinende Magazine „Twenty-Three“ zum Preis von einem Shilling herausgegeben. Darin wurde von den hier lebenden Briten in Leserbriefen tatsächlich ihre Zufriedenheit und Dankbarkeit über die Stationierung in Wetter ausgedrückt.

Ab dem 3. Juli 1946 trafen sich Mitarbeiter des B-Werks unter dem Namen B’-Vehicles-Abendschoppen“ in unregelmäßigen Abständen Mittwoch Abends.

Die städtische Verwaltung wurde seit Kriegsende von den Alliierten (erst Amerikanern, dann Briten) mit übernommen, doch schon im August 1946 konnten große Teile der örtlichen Verwaltung wieder in deutsche Hände geben werden.

Am 1.September 1946 wird die Werksfeuerwehr „REME-Fire-Brigade“ mit 2 Mann, einem Deutschen und einem Engländer, gegründet.

Zum 1. Oktober 1946 erhielt die Werksleitung den Auftrag eine Lehrwerkstatt einzurichten. Es ging mit 20 jungen Männern, deren ursprüngliche Ausbildung in wetterschen Betrieben durch den Krieg unterbrochen wurde, los und Ende 1946 waren dann insgesamt 30 Lehrlinge in Ausbildung. Ihnen wurde so ermöglicht eine Berufsausbildung in den Berufen Kraftfahrzeug-, Maschinen- und Betriebsschlosser, Betriebselektriker, Dreher, Bau- und Gerätetischler, Technischer Zeichner und Stoffprüfer (Qualitätsprüfung von Roh- und Hilfsstoffen) abzuschließen. 1985 wurden jährlich 80 Lehrlinge ausgebildet.

Im Jahr 1947 zog dann das RAOC innerhalb des Betriebsgeländes um und bezog das alte Verwaltungsgebäude von Harkort-Eicken.

 

Die REME ab 1949

Anfang 1949 wurden die Werkstätten erneut umbenannt und hießen nun 23 Heavy Workshop REME, erst später wurde das Werk dann in 23 Base Workshop REME umbenannt. In Wetter (Ruhr) betrieb die REME die größten Werksanlagen ausserhalb Englands.

- wird fortgesetzt -

 

Erläuterung der den Einheiten vorangestellten Nummern

Die Einheiten wurden durchnummeriert. Jene, die im Nahen Osten stationiert waren, erhielten dreistellige Nummern ab 500. Die Einheiten, die an der Landung in der Normandie teilnahmen, erhielten ab diesem Zeitpunkt zweistellige Nummern ab 20!

Warum die Nummer scheinbar willkürlich vergeben wurden, ist nicht nachvollziehbar. Zumindest nach Kriegsende gab es in Kontinentaleuropa auch Einheiten mit einstelligen Nummern.

 

Quellen:

 

 

 

Geschichte der DEMAG von der Mechanischen Werkstätte von 1819 bis zur DEMAG als ein Unternehmen von Kone Cranes.