Auszug aus dem Lehrvertrag von Friedrich Harkort, den sein Vater Johann Caspar Harkort IV. mit Conrad August Mohl schloß:

"... auf ihr Ehrenwort, daß, einer wie den andern, innerhalb den ersten drey Jahen nach dem Friedrich Wilhelm Harkort das Haus seiner Principalen wird verlassen haben, kein gleiches oder ähnliches Geschäft wie dajenige der Herren Wuppermann und Mohl etablieren oder an einem solchen directe oder indirecte Antheil nehmen will und darf. Auch soll es Friedrich Wilhelm Harkort nicht erlaubt seyn während den hieneben bestimmten drey Jahren in einem Hause sich zu engagieren, das mit demjenigen der Herren Wuppermann und Mohl concurirt."

Bekanntmachung

Verkauf des Burg=Gebäudes zu Wetter - geeignet zu einer Fabrik-Anlage.

Das Burg-Gebäude zu Wetter soll in Termino den 28sten Oktober d. J., Morgens 10 Uhr, an Ort und Stelle, öffentlich dem Meistbietenden zum Verkaufe ausgesetzet werden. Taxe und Vorwarden liegen bei mir zu jedermanns Einsicht bereit.

Ich wiederhole hier die Beschreibung, die darüber in Nr. 115 der Elberfelder allgemeinen Zeitung vom 25sten April 1816 bereits enthalten ist.

Das Wohngebäude 90 ein halb rheinischen Fuß lang, 40 ein halb Fuß breit, ist 1780 massiv ausgeführt, hat zwei Stockwerke, und befindet sich in sehr gutem Stande.

Ein geschmackvolles Aeußere empfiehlt es, und die geräumige innere Einrichtung macht es zur Wohnung bequem, so wie für Fabrik=Anlagen tauglich.

Es hat unten an der rechten Seite 1 große und 4 kleinere Stuben, nebst einer geräumigen, hellen Küche - an der linken Seite ohngefähr die gleiche Einrichtung.

Im zweiten Stock sind 12 theils größere, theils kleinere Gemächer, alle im besten Zustande.

Das Gebäude steht frei, hat also von allen Seiten Licht, und mehrere der Stuben empfehlen sich durch eine vorzügliche Aussicht.

Das Dach ist 1811 neu umgelegt, und der Boden giebt einen vorzuüglichen großen Raum zur Aufbewahung von Gegenständer aller Art.

Die Keller sind hell, geräumig und gut gewölbt. Hinter dem Gebäude liegt eine gute Scheune und ein geräumiger Platz, tauglich für jede Art von Anlagen, die der Ankäufer etwa machen will.

Zwei kleine Gärtchen unter den Fenstern des Gebäudes bringen hervor, was die Küche augenblicklich bedarf.

Unmittelbar vor dem Hause liegt ein Brunnen, der ein vorzügliches Wasser hat.

Am Fuße des mäßigen Hügels auf dem das Gebäude steht, fließt die Ruhr, welche Wetter mit seinen Umgebungen zur Halbinsel macht.

Die Gegend umher empfiehlt sich durch die romantische Lage.

Der Ort selbst ist klein und liegt etwa eine halbe Stunde außer der Straße, steht indeß mit den benachbarten Städten Hagen und Herdecke und dem etwas entfernteren Schwelm in Verbindung. In demselber sind Messer=Fabriken, und Seidenwebereien haben begonnen.

Nach der beschriebenen Lage würde sich das ganze zu einer Anlage von Baumwoll= oder Wollspinnereien entweder, oder zu einer kleinen Eisen=Fabrik eignen. An Hände dürfte es nicht fehlen, und die Nähe der Enneper=Straße und des Bergischen wohl Alles liefern, was eine Unternehmung dieser Art begünstigte.

An der Ruhr ließen sich Werke mancher Art anlegen. Aber auch abgesehen hiervon, würde der Freund schöner Natur, der sein Leben in Ruhe hinzubringen suchte, in Wetter einen angemessenen Aufenthalt finden.

Kauflustige werden eingeladen, in dem angesetzten Termin ihre Gebote abzugeben.

Hagen, den 16ten September 1818

Der Rentmeister Möllenhoff

Hermann

Zeitschrift von und für Westfalen

63tes Stück.

Hagen, August 6. 1816

 

Wetter an der Ruhr

 

Suchet der Stadt Bestes! (Jerem.)

 

Wetter liegt am aufsteigenden Randes eines mahlerisch schönen, nicht beengten Thales, durch dessen fruchtbare Fluren und Anger in sanften Krümmungen der stattliche Ruhr-Strom sich wenidet; umgeben von höhern, holzbestandenen Bergen, die das Echo Gewitter-ähnlich wiederhallen, und deren Fuß mit landwirthschaftlichen Wohnungen, groß und klein, gleichsam besäet ist. - Burg und Freiheit, mit ihren hehren Schloß-Trümmern, auf einem hundert Fuß hohen, vorspringenden Felsen im Osten, gewähret dem Freunde der schönen Natur einen herzerhebenden Anblick, verschönt durch die etwas entfernteren Ruinen von Hohen-Syburg und Volmarstein; im nahen Westen, das bescheidene, sogenannte Dorf Wetter mit seinem abgestumpften Kirchthurm, unter Obstbaum Gruppen fast verfleckt; - zwischen beiden, erheben sich allgemach die Saaten prangenden Aecker.

 

Wetter war seit Jahrhunderten Amts-Stadt als Sitz des Drosten, des Gerichts, und der Rentei, seinen damaligen Wohnstand bezeugen mehrere ansehnliche, steinerne Gebäude noch jetzt. Jenes Amt hörte auf, das Gericht wurde nach Hagen verlegt, und die mit Rentei-Körner-Abgaben beschwerten Aecker reichten für eine Acker-Stadt nicht zu; und so sank der Ort, einer nicht unbedeutenden Messer-Fabrik ohnerachtet, zur tieffsten Armuth; bis die Markentheilung eintrag, und die väterliche Obsorge des unvergeßlichen Staats-Ministers, Freiherrn von Heinitz, ein kön. westf. Oberbergamt dort ansiedelte, und unter den Resten der alten Burg, ein großes, treffliches Gebäude errichten ließ. Von da an erholten die Einwohner sich wieder.

 

Wie Essen und Werden preußisch wurden, ward das Oberbergamt, aus einleuchtenden Gründen, nach Essen verlegt; aber es blieb ein ansehnliches Bergamt, bis voriges Jahr, in Wetter, wo auch dies – ohne Nutzen für die Dienstgeschäfte, und wider den Wunsch vieler, vieler Steinkohlen-Bergwerks-Eigenthümer, nach Bochum kam; das am äußersten Ende der Grafschaft Mark, mitten in einer fruchtreichen, unabsehbaren Gegend liegt, wo die Hausmiethe theuer ist, und der Beamtete nicht so wohlfeil und sparsam leben kann, als zu Wetter, wo er der Angesehenste war! Und warum diese Verlegung? Man sagt: weil der Weg nach der, nur eine halbe Stunde entfernten Stadt Herdicke of undurchdringlich sei; zu dessen Instandsetzung aber 300 Rtlr. Jährlich auf den Etat zu stellen erlaubt war, und zugereichet hätten, wären sie nur fortwährend darzu verwandt worden! Und die übrigen, etwaigen kleinen Hinderniße konnten füglich durch das, in Bochum verbauete Geld beseitigt werden. Aber Wetter ist dadurch unwidersprechlich der Erwerbslosigkeit und dem Verarmen wieder nahe gebracht, wenn es nicht Hülfe findet, die eine Bevölkerung von 900 Seelen ungefähr, doch wohl werth ist.

 

Diese Verarmung wird durch einige eingerissene Mißbräuche noch schneller herbeigeführt, die niemand – ohne sich zu beschimpfen – füglich vermeiden zu können glaubt, wenn nicht die Obrigkeit in Mittel tritt. Und darum will ich sie hier anführen:

 

1. Bei Heirathen muß der Brätigam den Burschen einen Schinken, Brantwein u. Dgl. geben; dann folgt die sogenannte Viste für Nachbarn, Verwandte, und junge Leute; endlich die Hochzeit selbst, mit so vielen Säften, als nur möglich, die eine – für manche drückende – Gabe geben müßen, welche doch oft nicht zureicht, die Kosten dieser Feste zu decken; also das neue, nicht bemittelte Ehe Paar anfänglich schon in Schulden stürzet, und es auch nach und nach eben so viel wieder zu geben verpflichtet.

 

2. Die Geburten werden durch den ganzen Ort beinahe um das zweite oder dritte Haus angesagt vom Gesinde, das dafür 6 oder 12 Stüber, und mehr, erhält; - dann, das dadurch unvermeidlich gewordene Besuchen der Kindbetterin, begleitet mit einem Geschanke an Butter, Eyern, Kaffee, Zucker, Reiß etc., oft bis zum Werthe eines Thalers. Die Hebamme bittet, ihrem Vortheile gemäß, zuweilen 12 bis 20 Gevattern, sobst aus den Knechten und Mägden, (denn, bei gesegneten Ehen, wo wären sonst so viele Menschen darzu aufzufinden?) ohne Rücksicht auf Verwandtschaft oder Freundschaft, die dann wieder schenken müssen; oft werden gar die vorletzten Gevattern und nächsten Verwandten, zum Schmause wieder mit eingeladen.

 

Das Versäumniß ohngerechnet, wie sollen Handwerker, Tagelöhner und Gesinde, denen diese Ausgabe 40 bis 50 Rtlr. Jährlich kosten kann, bestehen, oder einen Nothstüber zurücklegen können?

 

3. Das Zechen in den Wirthshäusern, in den Samstags- und Sonntags-Nächten, wobei oft so hoch in den Karten gespielet weird, daß der Leidenschaftliche den Erwerb einer ganzen Woche verlieret, und Weib und Kind darben müßen.

 

4. Die Diebereien in Feld und Wald, das öffentliche fast gewaltsame Rauben des Obstes! Ueber letzteres besteht dort ein Sprüchwort: „Was Gott auf hartem Holze wachsen läßt, gehöret jedem.“ Wer aber wird ferner Lust behalten, Obstbäume zu pflanzen, zu pflege, die ihm nur Verdruß und Schaden bringen?

 

Der Obrigkeit wird es leicht, und es ist nöthig, diese wirklichen Uebel zu mindern!!! Aber es reichet noch nicht zu, dem sinkenden Wohlstand Wetters wieder aufzuhelfen, der auch durch Napoleons Verbot der Messer und Schlösser, gar sehr gelitten hat. Daher sei es mir erlaubt, meine Ansichten darüber hier äußern zu dürfen!

 

Man setze den kurzen Weg von Wetter nach Herdicke in einen brauchbaren und sicheren Stand; nicht wie bisher, durch die Niederung, wo oftmalige Fluten alle Besserung vernichteten, sonder am Fuße des Berges her; wodurch Herdicke an seinen beträchtlichen Weiden und Wiesen bedeutend gewinnt; Wetter kann die Erzeugniße seiner Felder und Fabriken leichter verführen, die erforderlichen Materialien heranziehen, was nun zuweilen fast unmöglich wird; - es bekäme die Durchfahrt aus dem Gericht Volmarstein, welche die Kunststraße jenseits der Ruhr begünstiget; - es könnten neue Fabrikzweige sich ansiedeln, die die Wohlfeilheit und schöne Lage des Orts, die lutherische und reformierte Kirchen und Schulen, schon anlocken würden, wäre jene Straße nur gebessert.

 

Ferner, wenn das große, schöne bergamtliche Gebäude entweder zum Sitze der landräthlichen Behörde *) (nur nicht zu einer Corrections-Anstalt, die die Einwohner nur verschlechtert!) oder für heranzuziehende Fabriken, Verleger in Wolle, Baumwolle, oder Seide (schon sind 17 Webstühle in Seide und Sammet vorhanden) aufbewahret und wohlfeil hergegeben würde! Ein paar tausend Reichsthaler Verlust daran, sind nichts gegen die Verlegung des Bergamtes, und für Erhaltung so vieler Menschen in Wetter.

 

O, möchte es mir doch gelingen, die Aufmerksamkeit des Landesherrn, und anderer, auf diese gewiß wichtigen Gegenstände zu lenken, die in sich nicht schwierig zu seyn scheinen.

P. Harkort zu Schede

 

*) Als Sitz der landräthlichen Behörde dürfte Wetter doch gar zu sehr in einer Ecke des Kreises liegen.

D. Red.

Was ist ein Fideikomiss?

Ein durch Stiftungsakt geschaffenes unveräußerliches und unteilbares, einer bestimmten Erbfolge unterliegendes Vermögen, das üblicherweise auch nicht belastet werden durfte. Im wesentlichen nach spanischem Vorbild ausgebildet, verbreitete es sich nach dem 30jährigen Krieg auch im römisch-deutschen Reich. Die Erbfolge in den üblicherweise adeligen Familienfideikommissen erfolgte meist nach den Regeln der Primogenitur (= Erbfolge durch den Erstgeborenen), wobei häufig daran noch als zusätzliche Bedingung eine Ebenbürtigkeitsklausel für den Begünstigten geknüpft war. Der Übergang von Erstgeburtstiteln war vor allem in Preußen häufig an die Innehabung des Fideikomisses gebunden.

Mit der Weimarer Verfassung wurde das Fideikomissiat mit Übergangsfristen abgeschafft. Aufgrund des 2. Weltkrieges wurde die Auflösepflicht auf unbeschränkte Zeit verlängert, daher ist auch heute noch in Einzelfällen ein bestehender Familienfideikomiss denkbar.

Der von Fritz' Urgroßvater 'Johann Caspar II. Harkort' (1677- 1742) in seinem am 20.08.1732 geschriebenem Testament bestimmte Fideikomiß für Gut Harkotten hatte folgenden Wortlaut:

..."alß verordnen Krafft dieses und ist unser beständiger und zugleich ernster Wille; das unser ältester Sohn Johan Caspar nach unseren beiderseits Sehl. Todte; unser guht zu Harkotten mit allen seinen gebeuden, Ländereien, Wiesen, Holzungen, Marken undt allen übrigen alten und Neuen gerechtigkeiten, undt Appertinentien mit dem darzu gehörigen Quambuscher Kotten in qualitate wie wir solches besitzen nichts davon ausgeschlossen, nebst den Eisenhammer und sämbtlicher Hammer geredschaft auff der Haspe, von allen Schulden frey, vor die Summa von Zwo Tausendt Rthr. in künffiger Theilung annehmen, Erben, haben undt besitzen, undt einen Jeden seiner Miterben pro rate dieses determinierten quanti seine anquota abführen sollte.
Zum Zweiten ist unser beständiger Wille, daß unser Zweiter Sohn Peter Nicolas, nach unserem Tode, unsern Stahl recke Hahmer zu Wehringhausen aufm Dicke genandt, nebst der oly Mühle und annectirten Schleiffstein, in künfftiger Theilung vor die Summa von fünfhundert Rthr. behalten undt Erben undt solchen höher nicht in Collation zu bringen solle gehalten sein; In Hoffnung es werden diese beiden unsere Söhne pfals unter des allerhöchsten Direction beim Leben bleiben und hieselbst sich beide etabliren In beharlicher Harmonie; alß lange es immer Müchlich die Handlung in Compagnie gemeinschafflich fortsetzen und solche alß lange die vorkommenden Umstände es leiden können dabey In gottesfurcht brüderlicher Liebe und einigkeit continuiren.
Sollte aber drittens der Fall sich ereignen, das unser ältester Sohn Johann Caspar ohne Nachlassung Ehelicher Leibes Erben, versterben solte, so bleibt zwaren demselben freygestellt über seine Haabseligkeit nach gefallen zu disponieren, jedoch so viehl das guht zu harkotten mit obbesagtem Eisenhammer betrifft soll derselbe nicht befugt sein, anderwehrts zu transferiren, sondern es soll unser erwehnter Zweiter Sohn Peter Nicolas, oder wenn derselbe ohne Eheliche Leibes Erben gleichfalls absterben solte, auf die aelteste Tochter succesive bis auff die Jüngste daßelbe vor die Summa von Zwey Tausendt Rthr. alsdan in qualitate wie wir es dem aeltern übertragen anerhalten, undt einem beständigen Fidei-Commiß unterworfen sein, dergestalt das unser ältester Sohn, oder künfftiger Besitzer deßelben nur über dei Zwo Tausendt Rthlr., wofür das guht und Hammer angerechnet wirdt, disponiren möge."

Der zweite Bruder Peter Nicolaus jedoch starb bereits 1746 kinderlos, so dass der Wehringhauser Hammer zurück an den ältesten Sohn Johann Caspar III. ging.

Hermann

 

Zeitschrift

von und für

Westfalen,

oder

der Lande zwischen Weser und Maas

72tes Stück – Hagen September 8. 1818

 

Die armen Fabrikanten

 

Seit einiger Zeit hatte Mancher die Güte, uns über Handel und Fabrik zu unterhalten, der wahrscheinlich in seines Nachbars Pfefferladen dem Welthandel gründlich nachgeforscht; solche Bemühungen sind löblich.

Einzelne Zweige der Fabrikation wurden völlig niedergedrückt; man schrie um Hülfe; glücklicherweise ist niemand durch zu voreilige Anstrengungen zu Schaden gekommen.

Die Regierungen versprachen viel, hielten wenig; auch dieses war gut; wollte Gott, es suchte eine die andere nicht in Verordnungen zu überbieten.

Die englischen Waaren-Händler wurden Kosmopoliten; übrigens sah jeder auf seinen Vortheil; der Streit ward heftiger – viel Geschrei – oft wenig Worte – da schwiegen die Fabrikanten.

Welche Resultate hat der saure Kampf geliefert? „Daß nicht alle Intereressen zu vereinigen sind, nicht jede Fabrikation vom Staate nützlich, die allgemeinen Zölle ein großes Übel.“

Ein wahres Glück für die Manufakturen, daß – bevor die Akten geschlossen – der Verfasser des Aufsatzes „die Fabrikanten“ im 68. Stück des „Hermanns“ aus Sully‘s und Colberts Systemen und den Mißgriffen Ludwigs des 14ten und Friedrichs des Großen ein radikales Heilmittel extrahiert. Jeder, dem Brot mangelt, bitte um einen Paß nach Amerkika, und kaufe dort Ländereien denn die bessern sind im Vaterlande längst ämsig durchpflügt.

Der Verfasser jenes Aufsatzes muß eine fette Hufe Landes bewohnen, indem er uns anweis‘t, unser Heil im Ackerbau zu suchen; wenn derselbe die Güte hätte, einigemal auf meinem Acker die Steine zu lesen, Grundsteuer und Kultur-Kosten davon zu bezahlen‘ so würde der Hintergrund seiner landschaftlichen Zeichnung himmelblau werden.

Die Gebirge können ihre Bewohner nicht ernähren, darum rührt sich die ämsige Menge, und was der karge oden nicht gewährt, tauscht sie von dem Bewohner der Ebene gegen die Erzeugungen des Fleißes.

Bedürfniß macht den Fabrikanten, Bedürfniß den Käufer; beide verstehen sich auf ihrem Vortheil.

So gienge die Sache gut ohne fremde Einmischung. Doch der Finanzier wittert Geld auf den Bergen, ein Heer von Abgaben, Steuern und Plackereien zwingen den Fabrikanten größeren Erwerb zu suchen, größere Kosten, größere Erzeugungen folgen bis zur Unnatur.

Der Verbrauch ist der Fabrikation nicht angemessen; einzelne Staaten schließen sich, um durch Hemmung fremder Konkurrenz dem Uebel abzuhelfen, und so finden wir uns auf dem Punkte wieder, wo wir sind.

Dem dunkeln Gefühl der Großen von der Wichtigkeit des Handels und der Fabriken – fehlt der richtige Blick; der Honig schmeckt süß, nur will man den Bienenstock täglich schneiden.

Vernünftige Hülfe könnte nützen. Schade, daß gute Ideen gewöhnlich mißgestaltet zur Welt kommen!

England besteht nicht durch seinen Ackerbau, sonst stände es fest für ewige Zeiten, welches Viele bezweifeln.

Frankreich rettete sich durch die Revolution – nicht von Fabriken, sondern von seinen Blutigeln, weil die Könige Weiber geworden, und kein freier Mann die Erde baute, der Pfaffe aber im Himmel und auf Erden herrschen wollte.

Napoleon hob die Industrie, schützte den Ackerbau und seine Adler siegten; da wurden wir Frankreich zinsbar.

Preußen hat sich von jeher gröblich am Handel versündigt; die Freiheit fehlte, und der hungernde Invalide wurde Acciseschreiber. Die Eiche im Mistbeete ziehen zu wollen, war thöricht. Blühende Industrie herrschte in den Provinzen diesseits der Weser; diese wurde im eignen Vaterlande schmählich ausgeschlossen, und dennoch verkümmerten die Sprößlinge im kur-märkischen Sande!

Wenn Herzberg ein einheimisches seidenes Kleid trug, nachdem die Zwecklosigkeit des Seidenbaues entschieden, so war dies – albern, wenn indessen der Prinz Regent befiehlt, daß jeder bei Hofe in engl. Stoffe gekleidet erscheinen soll, so beneide ich den Arbeiter, den sein König ehrt.

Die Sprache unserer Regierungen ist liberaler geworden, und nach dem, was die Völker geleistet, dürfen wir verlangen, daß die That dem Worte folge.

Warum bestehen die Binnenzölle diesseits der Elbe stiefmütterlich fort? Ist es Recht, das im Siegen‘schen erkaufte rohe Produkt hieher zweimal verzollen zu müssen? Ich bescheide mich; doch so viel ist mir klar, daß die Sache etwas einbringen muß.

Der preuß. Kommissair in Mainz hat wacker gesprochen.

Holland hat das Syndikat aufgehoben, die Wächter an Bord des Schiffs soll die Douane bezahlen.

Eine grobe Lüge sehen wir schwarz auf weiß, wenn von Transit im Allgemeinen die Rede; untenstehender Auszug mag es beweisen. *)

Und dieses Holland, welches so keck ein befreundetes Volk neckt, wem verdankt es seine Existenz?

Warum hat man preuß. Seits sich die Ufer der Maas leichtgläubig aus den Händen winden lassen, nachdem Bülow-Dennewitz mit seinen siegreichen Schaaren ein zaghaftes Volk stürmend befreit? Preußen-Blut hat jenem Statthalter einen Thron gegründet, dem die eigenen Unterthanen die Herrschaft genommen.

England hat nichts dazu beigetragen, sondern nur vor Bergen op Zoom die derbe Lehre empfangen: daß die Sieger von Viktoria nicht unüberwindlich sind.

Ultramontanus glaubt „wenn der Bürger im Auslande kaufe, so sei dies ein Zeichen, daß es im Lande Mittel gebe, dieses Geld zu verdienen.“

Dieser Beweis hält nicht.

Spanien besitzt einen reichen Boden, herrliche Hülfsquellen in sich selbst, Amerika ist oder war ihm zinsbar.

Der Bürger fieng an im Auslande zu kaufen, englische Handelsherren unterdrückten mit Hülfe ihrer Regierung die inländischen Manufakturen. Welches sind die Folgen? Peru‘s Gold reicht nicht hin, die dringendsten Bedürfnisse zu befrieden; arm in sich selbst, verachtet von außen, büßt ein edles Volk schrecklich den Fehler, die eigenen Kräfte unbenutzt gelassen zu haben.

Dort sieht man eine Regierung, die alles Gute dem Zufall überläßt, keine Gewerbe begünstigt; ein Land, wo jeder kauft, wo er am wohlfeilsten dazu zu kommen glaubt, bis der Mangel es verbietet. Auf solcher Brache mag die Armuth wachsen, und das Mönchthum gedeihen, Handel und Gewerben immermehr, trotz dem Glück sich selbst überlassen zu bleiben.

Rußland ernährt mit seinen Zolltarifen eine Menge geschäftiger Müssiggänger, gleich andern Staaten. Auch hier wird erwiesen: daß bloße Verordnungen nur die Papierfabrikanten bereichern. Allein auch die Erfahrung hat man gemacht, daß kräftige Einwirkung der Regierung frommen kann.

Eversmann wurde nach Rußland berufen. Mit hiesigen Arbeitern begann ein jetzt gelungenes Werk. Wer kann den Nutzen läugnen, den jenes Reich dadurch erlangt?

Und was geschah unsrer Seits? Wie das Nest ausgeflogen, schlug man im „allgemeinen Landrecht“ nach, welche Strafe den Verführer der Fabrikanten treffe.

Es steht übrigens nicht zu erwarten, daß Justus Gruner seiner desfallsigen Verdienste wegen den Adelsbrief bekommen.

Wenn jene Auswanderung verhindert, uns bei Einrichtung des holländischen Douanen-Reichs ein freier Transit vorbehalten worden, so würde der russische Bauer noch manchen Ostbaum für uns haben pflanzen müssen!

Harkorten.

Friedr. Harkort.

*) Auszug eines Briefes von Amsterdam. „Der Schiffer ist bereits im Texel eingelaufen, wenn nur die Transit-Angabe nicht viel Kosten macht; wenn er mehrere Transit-Güter geladen, so es nicht viel zu bedeuten, sonst muß man dem Kondukteur, der zu Texel an Bord kommt, für jeden Tag fl. 2.10 Stbr. Und noch überdem für seine Rückreise bezahlen.

Ich habe vor einiger Zeit von einer kleinen Kiste von London, wovon die Fracht fl. 1, 3 Stbr. Betrug, dem Kondukteuerfl. 17. sage siebzehn Gulden bezahlen müssen!! …..“