Johann Heinrich Daniel Kamp
Heinrich Kamp wurde am 08. November 1786 in Baerl bei Moers geboren und am 13. November 1786 auf den Namen "Johann Heinrich Daniel Kamp" evangelisch-reformiert getauft. Sein Vater war der reformierte Prediger Daniel Kamp (1757-1822), seine Mutter hieß Maria Katharina Gertrud Königs. Sie starb am 28. August 1787 als Heinrich gerade 9½ Monate alt war.
Sein Vater stammte aus Boslar bei Lövenich und wurde reformierter Pfarrer in Jüchen und Baerl. 1789 erhielt er den Ruf an die reformierte Gemeinde in Elberfeld (heute Wuppertal). Hier heiratete er 1792 seine zweite Frau Anna Christina Wilhelmine Noot (1770-1801). Heinrich Kamp wuchs daher in Elberfeld auf und hatte dort noch 7 Halbgeschwister.
• Charlotte (1789 unehelich -1873) ∞ Johann Gottlieb Nourney (1794-1880), reformierter Prediger
• Maria Anna Luisa (1793-1794)
• Johanna Sophia Adelheid *1796, †
• Elisabeth Gertrud Agnes (1797-1866) ∞ August Trappen (1802-1867), Seifenfabrikant (Eltern von Alfred Trappen)
• Johanna Charlotte Wilhelmina *1798, †
• Werner †
• Reinhard †
Seine Ausbildung zum Kaufmann erfolgte u.a. im Bankhaus seines späteren Schwiegervaters, "J.H. Brink & Co.". Auch in einem Handlungshaus in Glasgow (England) wurde er von seinem Großvater Königs zur Ausbildung geschickt. Von dort kam er mit großen Ideen zurück, die ihn dann auch in den Kreis um Jacob Aders führten.
Er heiratete am 28. Septempber 1808 in Elberfeld Henrietta Brink (*1783 in Elberfeld). Sie war die Tochter von Johann Heinrich Brink (1743-1817), Gründer des Elberfelder Bankhauses "J.H. Brink & Co" und der Maria Elisabeth Honsberg (1744-1820). Lt. seinem Vetter, dem Antwerpener Großkaufmann Johann Heinrich Königs, wohnte er im sogenannten "Wunderbau" zu Elberfeld. Zusammen hatten sie 14 Kinder, die alle in Elberfeld geboren wurden:
• Emilie * 19.06.1809, † 21.01.1871 in Wetter (Ruhr) ∞ am 06.09.1827 Julius Blank (1803-1865), Kaufmann, Direktor der Firma Kamp & Co.in Wetter (Ruhr)
• Mathilde * 19.08.1810, † 17.02.1833 Elberfeld ∞ am 14.05.1830 in Elberfeld Dr. med. August Bernhard Diedrich Tietzel (1802-1851)
• Heinrich Otto * 16.11.1811, † 19.11.1879 in Köln
• Hermann * 08.11.1813, † 03.09.1901 ∞ am 08.11.1840 in Hagen Pauline Moellenhoff (1820-1892)
• Heinrich Walter *19.05.1915, † 22.01.1877 in Elberfeld
• Maria Adelgunde * 17.06.1816, † 11.09.1817 in Elberfeld
• Maria Elisabeth * 08.07.1818, † 24.02.1897 in Dessau ∞ am 26.04.1842 in Köln den Freiherrn Ernst Schuler von Senden (1812-1899), preußischer Generalleutnant
• Helene Auguste * 11.10.1819, † 17.10.1819 in München ∞ am 08.07.1839 in Königskamp Gustav Robert Gruber (1806-1886)
• Ernst Hugo * 02.07.1821, † 22.07.1887 in Köln ∞ am 31.08.1846 in Koblenz Elisabeth Bernhardine Gertrude Garenfeld (1821-1885)
• Ida Otilie * 02.06.1821, † 24.07.1822 in Elberfeld
• Henriette Ida Cäcilie * 21.01.1823, † 08.05.1888 in Köln ∞ am 21.08.1852 in Köln Carl Heinrich Garenfeld (1820-1876)
• Gustav Adalbert * 14.06.1824, † 17.11.1883 Köln
• Heinrich Alfred * 27.02.1826, † 06.08.1894 Wiesbaden ∞ am 22.03.1855 in Messina auf Sizilien Louise Jaeger (1833-1914)
• Heinrich Eugenius * 03.06.1829, † 03.12.1832 in Elberfeld
Er wurde Teilhaber des von seinem Schwiegervater geführten Bankhauses. Am 29. September 1818 unterschrieb er den Gründungsvertrag für die "Mechanische Werkstätte Harkort und Co." zusammen mit Friedrich Harkort. Harkort lernte er im Hause seines Schwagers Jakob Aders kennen. Da sowohl Kamp als auch Aders Teilhaber der Bank "J.H. Brink und Co" waren nutzten sie ihren Einfluß auf die Bank, die großzügige Kredite für die neue Firma zur Verfügung stellte. Auch Kamp selbst beteiligte sich mit 10.000 Thalern Eigenkapital. Kamp war als Teilhaber der Bank nicht unvermögend, als sein Großvater Johann Heinrich Königs mütterlicherseits am 28.04.1819 verstarb konnte er sein Vermögen durch Erbschaft von über 1 Millionen Franken und einigen Gütern (u.a. das Carthäuser Gut, früher zum Karthäuserkloster Vogelsang gehörend) noch erheblich erhöhen, so dass er auf einen wirtschaftlichen Betrieb der Mechanischen Werkstätte grundsätzlich nicht angewiesen war.
Schon 1816 war er Stadtrat und Beigeordneter in Elberfeld, legte aber diese Ämter 1822/23 wegen eines Streits mit dem Elberfelder Oberbürgermeister nieder. Er blieb aber Vorsteher der Elberfelder Börse. An der "Rheinisch-Westindischen Kompagnie" beteiligte er sich 1821 und im Jahr 1822 gründete er in Elberfeld die "Vaterländische Feuerversicherungs-Gesellschaft". 1824 gründete er den "Deutsch-Amerikanischen Bergwerksverein" und wurde als Abgeordneter für Elberfeld in den Rheinischen Landtag nach Düsseldorf entsandt. 1827 wurde er Deputierter des Provinzial-Landtages in Berlin. Im Jahr 1830 wurde er der erste Präsident der Handelskammer Elberfeld-Barmen und 1833 wurde er Präsident des "Elberfelder Komitees für den Rhein-Weser-Eisenbahnbau".
1827 erhielt er mit dem Roten Adler Orden 3. Klasse.
Kamp war ursprünglich nur als Geldgeber für die Firma "Harkort & Co." tätig, Harkort übernahm ansonsten die gesamten geschäftlichen Angelegenheiten. Ab 1832 wurden die finanziellen Verhältnisse von Harkort und auch die der Mechanischen Werkstätte immer prekärer. Auch wenn Kamp nicht auf die Rentabilität angewiesen war, so war er doch Kaufmann. Die rein technische Entwicklung, auf die Harkort sich konzentrierte ohne auf Rentabilität zu achten, sorgte zunehmend zu Unstimmigkeiten zwischen beiden Partnern. So entschloß sich Kamp, die "Mechanische Werkstätte Harkort & Co" zur Sicherung seiner Einlagen und der Kredite der Bank "J.H. Brink & Co." zu übernehmen. Insbesondere die hohe Schuldenlast Harkorts sorgte für einen schrittweisen Verkauf von Harkorts Anteilen an dem Unternehmen an Heinrich Kamp.
Das Hammerwerk wurde am 01. Juli 1832 für einen Wert von 42.400 Thaler von Kamp übernommen, die Gießerei und die Hütte in Wetter im November 1833 für 20.000 Thaler und die Mechanische Werkstätte selbst zum 31. Januar 1834 für 23.600 Thaler. Zwischenzeitlich wurden ihm auch die Henriettenh4ütte in Rüblinghausen für 29.435 Thaler und Harkorts Eisensteingruben für 5.110 Thaler überschrieben. Am 15. Januar 1835 wurden die Restverbindlichkeiten von Harkort, die er an Kamp zu zahlen hatte vertraglich auf 11.400 Thaler festgelegt. Harkort konnte davon 3.400 Thaler zahlen, für den Restbetrag von 8.000 Thalern setzte Kamp eine Zahlungsfrist bis 1843 fest. Als Sicherheit ließ Harkort die Schuld auf seine gesamten in der Gemeinde Wetter gelegenen Besitzungen eintragen und verpfändete seine Anteile an Bergwerksunternehmen. Die Summe wurde jedoch erst durch Vergleich mit Kamp's Erben im Jahr 1864 getilgt.
Am 23. Januar 1834 endete seine Amtszeit als Präsident der Handelskammer aufgrund seines Umzuges nach Hambach. Er war im Sommer 1833 mit der Familie auf das von seinem Großvater erworbene Landgut des ehemaligen Karthäuser Klosters gezogen, dass er lt. seinem Vetter zu Ehren seines Onkels und seines Großvaters um 1830 in "Königskamp" umbenannte. Hier zog er mit großem Pomp ein, mit seinen Kindern, Hauslehrer, großer Dienerschaft, 18 Pferden und 27 Wagen.
Ab dem 01. Februar 1834 firmierte die Mechanische Werkstätte in Wetter unter dem Namen "Kamp & Co". Heinrich Kamp zog für einige Monate nach Wetter und bezog eine der Wohnungen des ehemaligen Oberbergamtes um die Firma im Blick zu haben und auf Rentabilität zu "trimmen". Auch wies er seine Sohne Otto und Hermann in die Leitungsaufgaben ein, die er ihnen später übergeben konnte.
Anfang der 1840 Jahre siedelte er nach Köln, denn er wurde von 1839 bis 1847 der erste Direktor der "Feuerversicherungs-Gesellschaft Colonia".
1842 trat sein Schwiegersohn Julius Blank in die Firma "Kamp & Co" ein.
1849 entsandte ihn die Stadt Köln als einen ihrer beiden Vertreter in das preußische Herrenhaus nach Berlin, dem er bis zu seinem Tode angehörte.
Er starb am 16. Februar 1853 in Berlin und wurde dort auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof vor dem Halleschen Tor begraben. Das Grabkreuz wurde in der Firma Kamp & Co. in der Burg Wetter gefertigt.
Heinrich Kamp lebte auf "großem Fuß". Sein Onkel Johann Diedrich Königs, Lederfabrikant in Jülich, warnte ihn oft davor, dass er zuviel unternehme: Maschinenbau, Spinnerei, Seifenfabrik, 7 Landgüter etc. ließen sich mit seinem Luxusleben nur schwer überein bringen. Neben dem Vermögen seines Großvaters hatte auch seine Frau ein fast ebenso großes Vermögen aus dem Bankhaus ihres Vaters mit in die Ehe eingebracht. Durch seinen Lebenswandel schmolz das Vermögen in Laufe der Zeit dahin. Aber auch hohe Verluste aus seinen Beteiligungen u.a. am Amerikanischen Bergwerksverein (mit mexikanischen Silberminen) und aus den Werken in Wetter liessen am Ende nicht mehr viel übrig, so dass er seinen vielen Kindern nur noch ein vergleichsweise kleines Erbe hinterlassen konnte.
In Wetter (Ruhr) erinnert noch die Heinrich-Kamp-Straße im Schöntal an ihn.
Exkurs
Johann Heinrich Brink stammt von "Auf dem Brink" bei Ennepetal-Voerde. In der Literatur gibt es neben der Schreibweise Brink auch die Schreibweise Brinck für die Familie, was durchaus zu Irritationen führt. Ich verwende hier nur "Brink."
Das Karthäuser Kloster Vogelsang bei Hambach wurde nach Beginn der Franzosenzeit um 1794 von den Mönchen verlassen. Einige kehrte wenige Jahre später zurück und führten den Klosterbetrieb unter erschwerten Bedingungen weiter. 1802 wurde das Kloster endgültig durch die Franzosen geschlossen und in ein Landgut umgewandelt. Johann Heinrich Königs ersteigerte das "Carthäuser Gut" am 15. Juni 1818 für 6.250 Thaler und vererbte es seinem Enkel Heinrich Kamp. Dieser benannte es um 1830 zu Ehren seines Großvaters in "Gut Königskamp" um. Der Name soll sich angeblich aber nicht auf die Nachnamen seiner mütterlichen und väterlichen Familie Königs und Kamp beziehen.(5)
Der Franken (Franc) war eine Währungseinheit in Frankreich. Er wurde während der französischen Revolution am 15. August 1795 zur nationalem Währung in Frankreich und damit auch in den von Frankreich eroberten Gebieten. Er war in Europa die erste Währung mit Dezimalsystem. In den linksrheinischen Gebieten wurde auch nach der Wiedereingliederung nach Preußen oft noch in Franken gerechnet. Ein Franken aus dem Jahr 1803 hätte heute eine Kaufkraft von ca, 2,06 Euro. Kamp hätte demnach etwas mehr als 2 Millionen Euro geerbt.
Quellen:
1Reulecke, Jürgen, "Kamp, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 87 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd128964294.html#ndbcontent (zuletzt abgerufen am 10.07.2022)
2Conrad Matschoss, Ein Jahrhundert Deutscher Maschinenbau von der Mechainischen Werkstätte bis zur Deutschen Maschinenfabrik 1819 - 1919, 2. erweiterte Auflage, Springer-Verlag Berlin-Heidelberg 1922
3Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Kamp (zuletzt abgerufen 11.07.2022)
4Martin Schumacher und H. Königs, "Erinnerungen des Antwerpener Grosskaufmanns Heinrich König 1816-1901" in Tradition: Zeitschrift für Firmengeschichte und Unternehmenbiographie, 12. Jg, Heft 3 Juni1967, S. 427-437
5Jacob Offermann, "Geschichte der Städte, Flecken, Dörfer, Burgen u. Kloster in den Kreisen Jülich, Düren, Erkelenz, Geilenkirchen und Heinsberg, nebst statistischen Angaben" Linnich 1854 S. 53