"Das Leben gilt nichts ohne die Treue."
Friedrich Harkort
(gen. der Alte Fritz)
Friedrich Harkort(1), gen. Fritz später der Alte Fritz, wurde am 22. Februar 1793 auf einem Freigut am →Harkotten (heute als Harkorten bekannt) geboren und am 01. März 1793 in Hagen zu Ehren des Königs von Preußen auf die Namen Friedrich Wilhelm Harkort evangelisch-lutherisch getauft. Sein Vater war der Fabrikant, Kaufmann und Reidemeister Johann Caspar Harkort IV. (1753-1818) und seine Mutter war Henriette Catharina Christiane Elbers, genannt Jettchen (1761-1837).
Die Familie des Vaters: Harkort
Die Familie Harkort ist seit 1550 auf Harkotten nachweisbar, vermutlich aber schon viel länger an der "→Enneperstraße" tätig. Als erster tritt Heinrich Harkott (geb. um 1560) urkundlich auf, der eine Catharina Funcke vom Freigut Funckenhausen bei Vorhalle heiratete. Die Familie Harkort besaß u.a. zahlreiche Eisen- und Stahlhämmer an der Ennepe und am Hasperbach und war dort als selbstständige Stahlschmiede, sogenannte "→Reidemeister" und als Kommissionskaufleute tätig. Ursprünglich nannte sich die Familie Harkott oder Harkotte, erst der Urgroßvater von Fritz, Johann Caspar II. (1677-1742) ließ alle anderen Schreibweisen fallen und nannte sich als erster nur "Harkort".(2)
Der Bruder von Johann Caspar Harkort IV., Peter Harkort, zog nach Gut Schede in Wetter und gründete im Schöntal das Eisenwerk Peter Harkort, welches später in "→Schöntaler Stahl- und Eisenwerke Peter Harkort & Sohn" umbenannt wurde.
Die Familie der Mutter: Elbers
Die Familie Elbers war eine Fabrikanten- und Kaufmannsfamilie. Der Großvater von "Jettchen" war Bürgermeister in Unna, ihr Urgroßvater Bürgermeister in Hattingen. In Hagen besass die Familie Tuchfabriken(2). Die Fabrikanlagen sind in der heutigen Zeit als "Elbershallen" bekannt, in denen zahlreiche Gastronomie- und Freizeitbetriebe untergebracht sind.
"Fritz" Harkort war gutaussehend, schlank und hatte blaue Augen. Er war schon früh weißhaarig geworden und eine durchaus imposante Erscheinung. Er hatte insgesamt 8 Geschwister(2):
• Henriette Wilhelmine Louise * 10.01.1782, †, ∞ I. am 16.06.1805 in Düsseldorf mit Wilhelm Abraham Carstanjen *1783, †1806 (1 Tochter); II. am 13.05.1815 auf Harkorten mit Carl Ludwig Christian Dahlenkamp *1777, †1835 (3 Kinder)
• Helene Maria Friedrike ("Lenchen") * 02.10.1783, † 28.07.1789
• Johann Caspar V. * 19.06.1785, † 16.08.1877 auf Freigut Harkorten, ∞ am 19.03.1815 mit Johanna Friederike Ihne *1791, †1860 aus Iserlohn (6 Kinder)
• Carl Friedrich *16.06.1788, † 19.02.1856 in Leipzig, ∞ 16.08.1819 in Elberfeld mit Auguste Aders *1794, †1857 (kinderlos)
• Friedrich Wilhelm * 23.06.1791, † 26.09.1792
• Gustav * 03.03.1795, † 29.08.1865 in Leipzig, ∞ 23.05.1820 in Altena mit Christiane Brenscheid *1794, †1879 (6 Kinder)
• Eduard * 18.07.1797, † 11.08.1836 Texas, USA, ∞ vor 1822 mit Anna Gudula Reuter verwitwete Cormann *1782, †1857 (1 Tochter)
• Christian * 04.11.1798, † 30.10.1874 in Lissabon, Portugal, ∞ 01.03.1832 in Hagen mit Luise Magdalena Kercksig *1808, †1851 (6 Kinder)
Alle Geschwister wurden auf dem Freigut Harkorten geboren und "Fritz" war von den überlebenden Geschwistern der Mittlere.
Wie seine Brüder, besuchte auch er für etwa sechs Jahre die von seinem Großvater mitbegründete Volksschule am Quambusch und machte dort einen mit dem Volksschulabschluß vergleichbaren Abschluß. Nebenbei erlernte er auf dem elterlichen Gut das Gewerbe und die Landwirtschaft. Anschließend besuchte er mit seinen Brüdern das Wiedemann'sche Handlungsinstitut (eine private Handelsschule), welches 1799 von Gummersbach nach Hagen verlegt worden war. Dort lernte er u.a. englisch, französisch, italienisch und spanisch, aber auch fechten und tanzen. Zur Schule nach Hagen gingen die Jungs zu Fuß, morgens hin, abends wieder nach Hause zum Quambusch; ein Weg dauerte etwa 1¼ Stunden.
1808, im Alter von 15 Jahren beendete er die Schule und begann eine fünfjährige Lehre(17) als Kaufmann in der Garn- und Teppichhandlung des Conrad August Mohl (Garn- und Teppichfabrik Wuppermann & Mohl) in Wichlinhausen (heute Wuppertal-Barmen). Er lernte dort nicht nur seine spätere Ehefrau, die Tochter seines Lehrherrn Auguste Louise Mohl (* 20.12.1796 in Wichlinghausen) kennen, sondern er entwickelte auch sein Interesse an mechanischen Vorgängen. Seine freie Zeit verbrachte er häufig mit dem Studium der Funktionsweise von Webstühlen, die zu dieser Zeit in fast jedem Haushalt in Wuppertal standen. Auch mit anderen Experimenten, so 1811 z.B. zur Zuckergewinnung aus Rüben aufgrund eines von Napoleon ausgerufenen Wettbewerbes, vertrieb er sich die Zeit. Mit der eigentlichen Kontorarbeit (Büro) tat er sich jedoch schwer. Nach Beendigung seiner Lehrzeit blieb er aber noch einige Monate in der Firma Mohl und machte u.a. eine Handelsreise in die Schweiz.
Nach langem Bitten seiner einzigen Tochter genehmigte Conrad August Mohl (1765-1823) um 1812 die Verlobung zwischen Fritz und Auguste. Ihre Mutter war Helene Christina Wuppermann (1775-1835) aus einer Wichlinghauser Kaufmannsfamilie.
In der Zwischenzeit begannen die Befreiungskriege gegen die napoleonische Herrschaft. Im Herbst 1813 meldete er sich ganz gegen den Wunsch seiner Verlobten zusammen mit seinem Bruder Gustav freiwillig beim 16. Landwehr-Regiment (1. Westfälisches Landwehr-Infanterie-Regiment auch 1. Markanisches Landwehr-Regiment gennannt). Beide Brüder wurden von der Musterungskommission des Kreisausschusses sofort als Landwehroffiziere vorgeschlagen. Der ältere Bruder Johann Caspar musste dem mittlerweile betagten Vater im Geschäft zur Seite stehen, die Brüder Eduard und Christian waren noch zu jung. Von der Hauptstadt der Grafschaft Mark, Hamm, zog das Regiment nach Westen in den Krieg und nahm im Januar 1814 am Feldzug in den Niederlanden teil. Aus dem Feld schrieb Fritz seiner Verlobten, dass er sich nur zweimal in Lebensgefahr befand, ein abgebranntes Bauernhaus brach über ihm zusammen und eine Musketenkugel verletzte ihn. Im Sommer 1814 kehrte er nach Hause zurück.
Im März 1815 kehrte Napoleon aus der Verbannung auf Elba zurück. Die beiden Leutnants Gustav und Friedrich Harkort (gen. Harkort I und Harkort II) wurden ins Regiment zurück beordert. Bei den folgenden Gefechten in Ligny (südlich von Waterloo) mit der napoleonischen Armee wurde Friedrich durch eine Kugel in die Brust unterhalb der linken Schulter sowie einem Schuß durch den linken Oberschenkel verwundet. Er wurde noch vor Ende der Schlacht bei Waterloo zuerst nach Maastricht und anschließend ins Lazarett nach Aachen verlegt. Durch einen Freund aus Iserlohn kam er bei der bekannten Burtscheider Kaufmanns- und Tuchmacherfamilie Gotthard Pastor, einem Schwager seiner Tante Anna Caroline Friederike Harkort verh. Pastor, in Pflege.
Für seine Taperkeit in den Befreiungskriegen erhielt er den Orden des Eisernen Kreuzes. Den dazugehörigen Ehrensold ließ er später bedürftigen Wetteraner Landwehrmännern zukommen.
Im Jahr 1817 gründete er auf Gut Harkorten eine Gerberei für feine Ledersorten und übernahm im gleichen Jahr im Deilbachtal (bei Langenberg) ein bereits bestehendes Kupferhammerwerk. Doch schon etwa ein bis zwei Jahre später überließ er beide, angeblich nun blühenden Unternehmen, jüngeren Verwandten: Die Gerberei übergab er zu einem nicht genau bekannten Zeitpunkt an seinen jüngeren Bruder Christian und den Kupferhammer ca. 1819 an seinen Schwager Karl Ludwig Mohl.
Als am 10. Mai 1818 der Vater starb, erbte sein ältester Bruder Johann Caspar V. (1785-1877) das Freigut Harkorten mit den dazu gehörigen Hämmern. Die anderen Brüder gingen, entsprechend dem vom Urgroßvater als Fideikomiß bestimmten Testament weitgehend vermögenslos aus. Das Gut Schede und das Gut Schöntal bei Wetter waren da nicht einbezogen, denn diese gehörten bereits seit 1798 seinem Onkel Peter Nicolaus bzw. seit dessen Tod im Jahr 1817 dem Sohn Peter II. Harkort.
Die Brüder gingen jeweils eigene Wege, verloren aber nie den Kontakt zueinander.
- Fritz' Brüder Carl und Gustav gingen 1820 nach Leipzig und sie errichteten dort ein Speditions- und Kommissionsunternehmen für englische Garne(3). Sie beteiligten sich dort auch an der ersten deutschen Ferneisenbahnstrecke von Leizpig nach Dresden (Eröffnung abschnittsweise von 1837 bis 1839) sowie der ersten "länder"übergreifenden Eisenbahn Magdeburg (Königreich Preußen) – Leipzig (Königreich Sachsen); auch diese Eröffnung erfolgte abschnittsweise zwischen 1839 und 1840).
- Eduard ging 1827 als Vermesser nach Texas und nahm unter General Santana (Santa Ana) an der mexikanischen Revolution teil, später zog er unter General Houston im texanischen Befreiungskrieg gegen Mexiko.(16)
- Christian zog es später nach Portugal, er war aber geschäftlich oft ebenso glücklos wie Fritz.
Im Hause des Kaufmanns Johann Jacob Aders (1768-1825) in Elberfeld lernte Friedrich Harkort den Johann Heinrich Daniel Kamp (1786-1853) kennen. Jakob Aders war 1799 Bürgermeister von Elberfeld und der Schwiegervater seines Bruders Carl. Heinrich Kamp war der Schwager von Jacob Aders‘ Frau Anna Helena Brink. Der Bankier Johann Heinrich Brink, Gründer des Bankhauses J. H. Brink, war ihr Vater (das Bankhaus Brink ging in späteren Jahren über die Bergisch-Märkische Bank an die Deutsche Bank).
Friedrich Harkort und Heinrich Kamp verabredeten die Gründung einer Maschinenfabrik, bei der Kamp die Geldmittel beschaffen sollte und Harkort die Leitung übernahm. Die Idee der „Mechanische Werkstätten Harkort & Co.“ war geboren. Es sollten vorzugsweise Dampfmaschinen hergestellt werden.
Ein passendes Grundstück für die Fabrik war nach kurzer Überlegung gefunden:
Am 06. August 1816 schrieb sein Onkel Peter aus Wetter im Hermann (Zeitschrift von und für Westfalen) über die aufgrund des Wegzuges des Oberbergamtes einsetzende Verarmung der wetterschen Bevölkerung sowie die verfallenen Burganlagen und machte vergeblich den Vorschlag, im ehem. Oberbergamt ein Tuchgewerbe anzusiedeln. Der preußische Staat hingegen bot die Burg mit dem Ziel des Abriss zum Verkauf an. Daran erinnerte sich Friedrich Harkort wieder, als er eine günstige Gewerbestätte für die neue Fabrik suchte. Der Staat taxierte den Wert der Burg auf 6.498 Taler. Fritz bot 1.200 Thaler (was umgerechnet auf heutige Lebensverhältnisse etwa 25.000 € entspricht).
Am 8. September 1818 erschien der erste Beitrag unter seinem vollständigen Namen in der Zeitschrift „Hermann - Zeitschrift von und für Westfalen oder der Lande zwischen Weser und Maaß“ aus Hagen als Leserbrief unter der Überschrift „Die armen Fabrikanten“. In den Jahren zuvor wurden bereits Leserbriefe mit der Unterschrift "F. H." in dieser Zeitschrift veröffentlicht, es liegt nahe, dass auch diese von Friedrich Harkort stammen könnten.
Am 21. September 1818 heiratete Fritz die Tochter seines ehemaligen Lehrherren, Auguste Louise Mohl und zog mit ihr zum Stennert bei Haspe. Zusammen hatten sie 6 Kinder(2):
• Auguste * 16.07.1819 Am Stennert, Haspe, † 10.12.1899 Wetter (Ruhr), ∞ 02.06.1845 in Wetter (Ruhr) mit dem Architekten Georg Christian Funk †1849 (2 Kinder)
• Mathilde Wilhelmine Louise * 05.12.1820 Wetter (Ruhr), † 20.11.1893 Stralsund, Mecklenburg, ∞ 01.07.1843 in Wetter (Ruhr) mit dem Pfarrer Dr. theol. Eduard von Scheven *1812, †1907 (5 Kinder)
• Friedrich Wilhelm * 10.05.1822 Am Stennert, Haspe, † 19.06.1897 Barmen, ∞ 18.07.1849 in Herdecke Anna Catharina Helene Hueck *1823, †1913 (11 Kinder)
• Johanna Rosamunde * 13.01.1828 Wetter (Ruhr), † 12.03.1908, ∞ mit dem preußischen Generalleutnant Carl Gustav Maentell *1821, †1907 (2 Kinder)
• Luise Emilie * 15.08.1831 † 26.09.1907 Horchheim bei Koblenz, ∞ 17.08.1856 in Witten mit dem Fabrikanten Ludwig Constanz Berger gen. Louis *1829, †1891 (3 Kinder)
• Carl * 25.12.1832 Wetter (Ruhr), † 05.02.1894 Cronenberg, ∞ 07.05.1859 mit Emma Tesche *1835, †1910
Am Tage der Hochzeit wurde auch der Vertrag über die Gründung der "Mechanischen Werkstätte Harkort & Co." mit Heinrich Kamp geschlossen.
1820 gehört er zu den Mitgründern des "Technischen Vereins" in Hagen, dessen Vorsitzender er auch gewesen sein soll. Es soll ein Vorläufer des Hagener Gewerbevereins gewesen sein. Belege für die Existenz dieses Vereins sind jedoch nicht zu finden.
Anfangs ritt er noch täglich fast eine ¾ Stunde vom Stennert nach Wetter zur Arbeit; am 5. Februar 1823 kaufte er jedoch zusammen mit seiner Frau den Boyler Burgmannenhof (sog. Waterporte) in der Freiheit und zog ganz nach Wetter.
Noch im gleichen Jahr wurde er Beigeordneter für die Gemeinde Wetter im Stadtrat von Herdecke. Die Gemeindegeschäfte von Wetter leitete er trotz aller Wirren bis 1839.
Als „Sozius“ von Heinrich Kamp wurde er im Jahr 1824 „technischer Konsulent“ des Deutsch-Amerikanischen Bergwerksverein zu Elberfeld (meist Mexikanischer Bergwerksverein genannt). Sein Vorschlag, das Geld statt in mexikanischem Silber lieber in heimische Steinkohlegruben zu investieren, fand kein Gehör.
1825 schrieb er wieder im Hermann (diese Zeitschrift erschien nun in Schwelm) den ersten Aufsatz zur Eisenbahn unter dem Titel „Railroads – Eisenbahnen“. Als eine Art praktischer Machbarkeitsstudie ließ er 1826 probehalber eine Einschienen-Hängebahn nach Palmer'schem Prinzip im Museumsgarten in Elberfeld aufbauen (der Garten war auf dem Gelände des heutigen Finanzamtes Wuppertal-Elberfeld). Die Wagen wurden von Pferden gezogen und es wurd überlegt, eine solche Bahn zum Kohletransport zwischen Ruhr und Wupper zu bauen. Diese Probebahn gilt als Vorbild für die Wuppertaler Schwebebahn.
Am 18. Dezember 1827 ersteigerte Friedrich Harkort mit Hilfe von Darlehen seiner Brüder ein Drittel des staatlichen Domänenwaldes in Hombruch (heute Dortmund-Hombruch) mit einer Größe von 150 Morgen für 4.665 Reichsthaler (1 Morgen hat 2.553,22 m², das sind etwa 38 Hektar oder ca. 53 Fußballfelder). Er hoffte u.a., die „Mechanische Werkstätte Harkort & Co.“ aus Wetter nach dem Bau einer für dort angedachten Eisenbahnlinie wegen der dann besseren Verkehrslage dorthin verlegen zu können.
Ein Jahr später gründete er u.a. mit seinem Schwager Karl Ludwig Mohl die erste preußische Eisenbahngesellschaft auf Aktien („Deilthaler Eisenbahn-Aktiengesellschaft“), die sich nach dem Besuch des Prinzen Wilhelm von Preußen am 20. September 1831 „Prinz-Wilhelm-Bahn“ nannte. Sie fuhr im Deilbachtal von Unterbyfang (heute Essen-Kupferdreh) bis Nierenhof bei Langenberg (heute Velbert). Auch wurden anfangs noch Pferde für den Antrieb genutzt und ab 1832 wurde der Personenverkehr eingeführt (ab 1833 sogar reine „Vergnügungsfahrten“). Erst 1847 wurde sie mit Dampflokomotiven betrieben.
1829 konnte er dann endlich als Abgeordneter in den Westfälischen Provinziallandtag einziehen und gründet mit Gewerken (Zechenbesitzer) vom Schlebusch bei Grundschöttel die Schlebusch-Harkorter Eisenbahn. Die Gründungssitzung erfolgte am Crengeldanz in Witten. Die Schlebusch-Harkorter-Eisenbahn wurde sogar früher fertig als die Deilthaler Eisenbahn.
Auf Antrag Harkorts befasste sich der 3. Westfälische Landtag im Jahr 1830 mit dem Projekt einer Eisenbahnlinie von Lippstadt nach Minden. Harkort wollte die hohen Zollgebühren der Niederlanden für Warentransporte auf dem Rhein zu den Seehäfen umgehen und plante den Warenverkehr mit der Bahn von Westfalen über Minden und weiter mit dem Schiff über die Weser zur Nordsee umzuleiten. In einer Petition an den preußischen König am 17. Januar 1831 wurde allerdings um eine staatliche Beteiligung gebeten, was von diesem aber negativ beschieden werden wird. Daher wurde der Bau einer Eisenbahn am 22. Juli 1832 vom Landtag zu seinem Leidwesen ablehnt.
Im März 1833 veröffentlicht Harkort dann die Schrift „Die Eisenbahn von Minden nach Cöln“ mit detaillierten Planungen (diese Bahn wurde aber ohne weitere Beteiligung Harkorts am 15. Oktober 1847 fertig gestellt).
Am 31. Januar 1834 verlor Harkort die Mechanische Werkstätte endgültig an Heinrich Kamp. Aufgrund des Zusammenbruchs seiner Unternehmungen musste er auch aus dem Provinziallandtag ausscheiden. Er blieb zwar noch einige Jahre technischer Beirat der Mechanischen Werkstätte, konzentrierte sich aber wieder auf eigene Unternehmungen und errichtete auf dem Hof seines Hauses (heute Burgstr. 26) in Wetter erneut eine eigene kleine mechanische Werkstätte mit zwei Kupolöfen. Auch in Hombruch gründete er ein Unternehmen und ließ dort eine zugekaufte Ölmühle (damals abseits aller günstigen Verkehrswege!) in eine Eisengießerei und Kesselschmiede umbauen.
Die Firma „Westphal, Strack & Co.“ in Duisburg erhielt im Jahr 1835 vom Schiffseigner Georg Rolff aus Minden den Auftrag ein Weserdampfschiff zum Transport von Personen und Waren sowie zum Schleppen von Segelschiffen zu bauen. Den Auftrag zum Bau der Dampfmaschine erteilte die Firma an Friedrich Harkort. Nach reiflicher Überlegung war er der Überzeugung, Schiff und Maschine müssten am gleichen Ort gebaut werden. So gründete in Duisburg eine Maschinenfabrik und hielt sich in diesem Jahr auch vorzugsweise dort auf. Noch 1835 lief das Schiff in Duisburg vom Stapel.(10,11)
Seine Frau Auguste starb am 31.12.1835 im Haus in Wetter und wurde im Januar 1836 auf dem Familienfriedhof im Scheder Wald begraben. Das jüngste Kind (Carl) war gerade mal 3 Jahre alt und die weitere Erziehung wurde von den ältesten beiden Schwestern übernommen. Trotz seiner Erziehungsregel "Man erzieht Kinder nicht durch Worte, sondern durch Beispiele" ist das Verhältnis zu seinen Kindern eher unbekannt.
Friedrich Harkort zog es nach der Beerdigung sofort wieder nach Duisburg. Von dort brachte er im Februar 1836 persönlich das neue Dampfschiff "Friedrich Wilhelm III.", in dem seine erste Schiffsdampfmaschine eingebaut wurde, von Duisburg den Rhein hinunter, über Yssel, Nordsee und die Weser hinauf nach Minden. Das Schiff wurde aber auf der Weser nicht abgenommen, da es die gestellte Aufgabe nicht lösen konnte. Es war u.a. mit einer zu schwachen Dampfmaschine ausgestattet. Anschließende Schiffsbauaktivitäten waren daher nur noch auf Segelschiffe für die "Rhein-See-Schifffahrt" begrenzt.
1836 wurde er zum Ehrenmitglied des Iserlohner Gewerbevereins ernannt.
Im Oktober 1837 machte Harkort mit seiner 16-jährigen Tochter Mathilde auf der zwischenzeitlich von ihn auf eigene Kosten für die "Rhein-See-Schifffahrt" gebaute Schonerbrigg „der Rhein“ die Jungfernfahrt von Köln nach London. Dies wurde ein großer Triumpf. Trotz stürmischer Überfahrt bewährte sich das Schiff und in London wurde die Ankunft des ersten deutschen Rheinschiffes gebührend gefeiert. Die englischen Zeitungen sprachen von einem geglückten Versuch Rhein und Themse zu verbinden.
Zurück in Deutschland begann er umgehend mit dem Bau 2 weiterer Segelschiffe, ebenfalls auf eigene Kosten ("der Verein" und "der Kronprinz von Preußen"). Dieses Unterfangen wurde jedoch ein finanzielles Desaster, denn die Geldgeber ließen ihn im Stich und alle 3 Schiffe wurden 1838 beschlagnahmt. Noch im Sommer des gleichen Jahres wurden sie versteigert. Er durfte einzig die Flagge der Schonerbrigg „Rhein“ behalten.(7)
Das Missverständnis in vielen Schriften, dass diese 3 Schiffe der "Rhein-See-Schiffahrt" Dampfschiffe gewesen seien, kam vermutlich durch einen missverständlichen Artikel der Allgemeinen Handlungs-Zeitung aus Nürnberg vom 7. August 1837 zustande: Hier wurde aber tatsächlich nur das Dampfschiff "der Kronprinz" zur Begrüßung der Schonerbrigg "der Rhein" von Köln nach Mühlheim (Rhein) geschickt. Aber auch Conrad Matschoss nahm 1922 für sein Buch noch an, es handele sich bei der Brigg "Rhein" um ein Dampfschiff.(12,14)
1839 übergab er die Werkstätte im Hof seines Wetter'schen Hauses an seinem ältesten, erst 17jährigen Sohn Friedrich Wilhelm jun. Dieser wurde selbst Maschinenfabrikant. In diesem Jahr wurde auch der "Hagener Gewerbeverein" gegründet, dessen Vorsitzender Friedrich Harkort sen. wurde. Auch gründete er mit dem Direktor der Hagener Gewerbeschule, Herrn Grohte, Ende des Jahres die Zeitung "Märkischer Gewerbefreund für Kaufleute, Handwerker und Landwirthe". In dieser schreibt er 1840 den Aufsatz "Ems-Seeschiffahrt", wo er einen Kanal vom Rhein zur Ems fordert um die mittlerweile von Holland verlangten exorbitant hohen Umladegebühren zu umgehen. In diesem Aufsatz schrieb er auch: "Die Eisenbahnen werden nachmals so transportabel gemacht, daß man wird eine Eisenbahn auf Zeit mieten können; sie werden flüchtig gelegt, mit Holzunterstützung und als Pferdebahnen fortgeführt."
Im August 1842 erschien seine Schrift „Bemerkungen über die Preußische Volksschule und ihre Lehrer“. Hierin trat er ausdrücklich für staatliche Schulen, Schulpflicht und Bildung ein und plädierte für eine Loslösung der Schulen von der damals fast ausschließlichen kirchlichen Trägerschaft.
Am 19. Februar 1843 gründete Harkort in Dortmund den „Verein für die Deutsche Volksschule und für Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse“. Im gleichen Jahr wurde das Haus Burgstr. 26 in der Freiheit zwangsversteigert, Fritz' Brüder Gustav und Carl aus Leipzig ersteigerten es für 4.500 Reichstaler. Fortan lebte sein Sohn Friedrich Harkort jun. dort.
1844 veröffentlichte er die Schrift „Bemerkungen über die Hindernisse der Civilisation und Emanzipation der unteren Klassen.“ Darin forderte er:
- Verbot der Kinderarbeit vor Beendigung der Schulzeit (Kinderschutzgesetz erst am 1. Januar 1904 – keine Kinder unter 12 Jahren in gewerblichen Betrieben)
- Gewinnbeteiligung der Arbeiter an Unternehmen (erste bekannte Gewinnbeteiligung durch J.H. von Thünen in Mecklenburg 1850)
- gesetzliche Regelung der Krankenversicherung (Gesetz ab 15. Juni 1883 durch Otto von Bismarck)
- menschenwürdige Arbeiterwohnungen
- Gründung eines Konsumvereins (wegen guter und preiswerter Lebensmittel - preussisches Gesetz ab 1867)
- Arbeitsgesetz mit maximal 11 Stunden Arbeitszeit und geregelten Pausen (1830 – 60: üblicherweise 14-16 Std./Tag→ ab 1861: 12 Std./Tag → ab 1900: 10 Std./Tag → ab 1918: 8 Std./Tag)
Am 6. Mai 1845 verkaufte Carl Gravemann sen. das von ihm erworbene ehemalige reformierte Schulgebäude (heute Burgstr. 17) an Harkorts Tochter Auguste für 1.500 Taler. Der Landrat hatte vorher den Erwerb durch Friedrich Harkort selbst aufgrund seiner mannigfaltigen finanziellen Schwierigkeiten nicht genehmigt.
1847 musste auch ein Großteil seiner Besitzungen in Dortmund-Hombruch zwangsversteigert werden. Friedrich Wilhelm Harkort jun. kaufte in diesem Jahr seiner Schwester das Grundstück der alten Schule ab.
1848 wurde dann doch endlich die Eisenbahn durch Hombruch eröffnet und die ein Jahr zuvor versteigerten Grundstücken gewannen erheblich an Wert. (Harkorts Schwiegersohn Ludwig Berger kaufte am 12.07.1870 zwei Parzellen dieser Grundstücke für den zwanzigfachen Betrag zurück.)
Trotzdem wurde Friedrich Harkort vom Kreis Hagen-Altena als Abgeordneter zur preußischen Nationalversammlung nach Berlin entsandt. Bis 1870 blieb er dort ununterbrochen Abgeordneter. Er zog nach Berlin und lebte dort bis 1851.
In Berlin wurde er 1850 wegen „Störung des öffentlichen Friedens“ angeklagt. Anlass war sein, in diesem Jahr veröffentlichter, „Bürger- und Bauernbrief“ mit harscher Kritik an den ostelbischen Grundbesitzern und dem Ministerpräsidenten Manteuffel. Er wurde zwar freigesprochen verließ aber 1851 Berlin und zog für kurze Zeit zu seinem Sohn Friedrich Wilhelm in die Burgstraße 17 nach Wetter. Er richtete sich im ersten Stock sein Arbeits- und Schlafzimmer ein. Nachdem er einen Rechtsstreit über ein Restgrundstück im Hombruch gewonnen hatte, verzog er dorthin.
Auf seine Anregung hin wurde 1852 in Wetter eine Sparkasse gegründet, welche im Jahr 1853 den Betrieb aufnehmen konnte. Ende 1854 wurden durch die Sparkasse bereits 4.679 Reichstaler verwaltet und größtenteils an kleinere Gewerbe verliehen.
Auf Harkorts Betreiben hin wurde 1855 eine Invaliden- und Altersversorgungskasse eingerichtet, in der jeder Arbeiter für sich ein Kapital ansammelte, welches bis zum 60. Lebensjahres zwischen 300 und 400 Reichtstaler erreichen konnte. Harkorts Grundsatz in diesem Zusammenhang lautete: „Hilf dir selber, so wird Gott helfen!“
1861 gründete er mit Parteifreunden die "Deutsche Fortschrittspartei". Auch bekam er den preußischen Roten Adlerorden 3. Klasse verliehen.
1867 wurde Friedrich Harkort Abgeordneter im Parlament des Norddeutschen Bundes.(15)
Am 24. Juni 1873 kaufte er im Siebengebirge ein einfaches Häuschen "zur Erholung vom Hombrucher Kohlenstaub". Im Herbst 1876 befiel ihn dort eine schwere Brustkrankheit, die ihn lange ans Krankenbett fesselte. Aber er erholte sich und konnte seinen 84. Geburtstag noch freudig und ausgiebig feiern, wenn auch nicht mit alter Kraft. Wenige Wochen später gründete er in seiner alten Gießerei in Hombruch noch eine Handwerkerschule, in der kostenlos Unterricht in Fächern wie "Zeichnen nach Modellen", Fachzeichen, Modellieren etc. für die Jugend im Ort angeboten wurde.
Friedrich Harkort starb am 6. März 1880 in Dortmund-Hombruch. Mit dem Zug (die Lokomotive hieß „Wilhelm Ostermann“, dieser war ein Parteifreund aus seiner Zeit in der Nationalversammlung) wurde der Sarg, bedeckt von der Flagge der Brigg "der Rhein", von Dortmund-Barop nach Wetter gebracht. Er wurde auf dem Familienfriedhof bei Haus Schede beigesetzt.
Am 19. Oktober 1884 wurde unter großer Teilnahme der Bevölkerung der Harkortturm auf dem Alten Stamm (heute Harkortberg) eingeweiht.
1930 wurde der Stausee unter dem Namen Harkortsee eingeweiht und ein Denkmal zu Harkorts Ehren am Seeufer aufgestellt.
Im Jahr 2021 wurde ein Denkmal vor der Ruine des Palais der Burg Wetter eingeweiht.
Die Stadt Wetter hat Friedrich Harkort viel zu verdanken, daher nennt sie sich auch Harkortstadt, benannte Ende der 1880er Jahre den Hausberg vom "Alten Stamm" in "Harkortberg" um, benannte eine Straße nach ihm (Harkortstraße) und auch Bürger nennen ihre Unternehmen zusammen mit dem Namen Harkort, so z.B. die Harkort-Apotheke.
Friedrich Harkort war extrem selbstlos und uneigennützug, hatte einen unbeirrbaren Gerechtigkeitssinn und ein hohes soziales Verantwortungsbewußtsein. Sein unternehmerisches Wirken war insbesondere von technischen und sozialen Pionierleistungen geprägt. Nachhaltiger wirtschaftlicher Erfolg hingegen stellte sich bei seinen Unternehmungen nicht ein. Der Grund hierfür dürfte zuletzt darin gelegen haben, dass er grundsätzlich jedem Interessierten gestattete, die von ihm errichteten Betriebe zu besichtigen, die dort praktizierten Verfahren im Detail zu studieren sowie bei Bedarf beim Aufbau von Betrieben mit Rat und Tat zur Seite stand. In seinem Bestreben, der industriellen Entwicklung seiner Heimat Vorschub zu leisten, unterstützte er selbst tatkräftig die eigene Konkurrenz. Trotz seines guten Gespüres für zukunftige technische Entwicklungen war er ein Romantiker der industriellen Revolution.
Politisch war er altliberal ohne Extreme und äußerst unbequem, 1845 zählte er zum rechten "Centrum". Sein Spitznahme war "Pumpernickel-Lafayette". Er war ein ein Gegner des Kommunismus und bekannte sich eindeutig zum Privateigentum. Aber er war ein Gegner der Grußgrundbesitzer.
Politische Karriere von Friedrich Harkort:
- 1823 - 1839 - Beigeordneter für Wetter im Herdecker Rat (quasi Bezirsbügermeister für Wetter)
- 1829 - 1833/1834 - Abgeordneter im Westphälischen Provinziallandtag (1826 wurde er trotz Wahl noch abgelehnt)
- 1848 - 1849 - Preussische Nationalversammlung
- 1849 - 1870 - Preussischer Landtag (2. Kammer)
- 1850 - Erfurter Unionsparlament Volkshaus
- August 1867 bis März 1871 - Preußischer Reichstag
- März 1871 - Januar 1874 - 1. Deutscher Reichstag
Veröffentlichungen von Friedrich Harkort (Auswahl):
- "Die armen Fabrikanten" Hermann, Zeitschrift von und für Westfalen oder der Lande zwischen Weser und Maas, Hagen, 08.09.1818
- "Köhlerei und Hütten-Kunde" im Hermann, Zeitschrift von und für Westfalen oder der Lande zwischen Weser und Maas, Hagen, 29.09.1818
- "Eisenbahnen - Railroads" in der Hermann, Zeitschrift von und für Westfalen oder der Lande zwischen Weser und Maas, Schwelm 1825
- "Denkschrift mit Plan des Terrains der Eisenbahn von Minden nach Cöln" gemeinsam mit dem Wasserbauinspektor Henze, Dezember 1832
- "Die Eisenbahn von Minden nach Cöln", 1833
- "Beiträge über die Grundsteuer-Verfassungen in Preußen in Bezug auf die Ueberbürdung der Provinzen Rheinland und Westphalen", Leipzig 1838
- "Ems-Seeschiffahrt", Märkischen Gewerbefreund für Kaufleute, Handwerker und Landwirthe, Hagen 1840
- "Die Zeiten des 1. Westphälischen (16.) Landwehrregiments - ein Beitrag zur Geschichte der Befreiungskriege 1813,1814,1815" mit Schlachtplänen von Ligny und Belle Alliance, Essen Frühjahr 1841
- "Bemerkungen über die Preussische Volksschule und ihre Lehrer", G. Müller, Iserlohn, 1842
- "Bemerkungen über die Hindernisse der Civilisation und Emencipation der untern Klassen", 1844
- "Bemerkungen über das Bedürfnis der Errichtung einer Aktienbank für Westfalen", gewidmet dem Dortmunder Gewerbeverein, 1845
- "Offener Brief an die Arbeiter", Hagener Kreisblatt, Mai 1849 - Hinweis: er veröffentlichte in dem Blatt insgesamt 9 offene Briefe vom 08. April 1844 (1. Brief) bis Mai 1849 (9. Brief)
- "Über Volksbanken", 1851
- "Bürger- und Bauernbrief", 1851
- "Bemerkungen über den Nutzen von Schiedsgerichten nebst Statuen von dem Schiedsgericht in Wetter", Hagen 1853
- "Geschichte des Dorfs, der Burg und der Freiheit Wetter als Beitrag zur Geschichte der Grafschaft Mark", 1856
- "Beleuchtung der Eisenzoll-Frage und des gegenwertigen Standes der einheimischen Eisen-Industrie", 1859
- "Die Preußische Marine und die deutsche Flotte", 1861
- "Arbeiterspiegel", 1875
Exkurs
Ursprünglich hieß das Gut "Harkotten", ebenso wie die Familie. Erst Johann Caspar Harkort II. nannte sich nur noch "Harkort", während er das Gut in seinem Testament noch als Harkotten bezeichnete. Das Gut Harkotten oder Harkort liegt zwischen Quambusch und Spielbrink. Auf Harkotten lebten 1823 27 Personen auf 3 Höfen.(4) Es gehörte früher zum Amt Enneperstraße und ist heute Teil von Hagen-Haspe. Als Freigut wird es bezeichnet, weil es frei von Abgaben und Schulden war. Aufgrund des Fideikomisses durfte das Gut Harkorten auch nicht belastet werden.
Als Enneperstraße wird allgemein das Gebiet entlang der Ennepe zwischen dem heutigen Hagen-Wehringhausen und Enneptal-Milspe bezeichnet. Ende des 18. Jahrhunderts wurde eine zwischen 1788 und 1792 als Heerstraße gebaute, etwa 2 Meilen (11 km) lange Chaussee zwischen Hagen und Gevelsberg so genannt. Die Enneperstraße gliederte sich ab 1807 in zwei Ämter:
Amt Enneperstraße:
Ab dem Jahr 1807 wurden mit der französichen Herrschaft die Bauernschaften zwischen Hagen und Gevelsberg (Haspe, Voerde, Waldbauer und Westerbauer) mit Vorhalle in der Maire (Bürgermeisterei) Enneperstraße zusammen gefasst und ins Großherzogtum Berg eingegliedert. Nach Ende der Franzosenzeit wurde 1815 das preußische Westfalen gegründet und die Maire in die Bürgermeisterei (ab 1843 dann Amt) "Enneperstraße" überführt. 1887 wurde Voerde als eigenständiges Amt gegründet und schied aus dem Amt Enneperstraße aus. 1898 wurde Westerbauer nach Haspe eingemeindet und das Amt Enneperstraße aufgelöst. Waldbauer wurde dem Amt Breckerfeld zugeordnet.
Amt Ennepe:
Die Bauernschaften von Ennepetal-Milspe bis einschl. Gevelsberg (Schwefelinghausen, Oelkinghausen, Mühlinghausen, Myhlinghausen) wurden in der Maire Ennepe zusammen gefasst. 1815 wurde das Maire in die preußisch-westfälische Bürgermeisterei (ab 1843 dann Amt) Ennepe umgewandelt. 1867 wurde die Bauernschaft Mylinghausen in Gevelsberg umbenannt, erhielt 1886 Stadtrechte und schied in diesem Zuge aus dem Amt Ennepe aus. Schwefelinghausen, Oelkinghausen und Mühlinghausen wurden 1923 in der Gemeinde Milspe zusammen gefasst und das Amt Ennepe in Amt Milspe umbenannt.
Ein Reidemeister ist ein "Aufbereiter" von Eisen. Das Wort Reide stammt aus dem nieder- und mittelhochdeutschen und bedeutet "Drehung, Wendung, Krümmung"(xx). Bei der Eisenverarbeitung wird das Eisen beim Schmieden immer wieder gewendet, gedreht und gekrümmt. Der Schmiedemiester war in Nieder- und Mittelhochdeutschen der Reidemeister.
In anderen deutschen Sprachgegenden hingegen hatte das Wort reide eine andere Bedeutung, es kam dort u.a. von reiten (Rittmeister) oder auch von Rad (im steyermarkschen z.B. Wasser-Radmeister).
Quellen
1Louis Constanz Berger, Der alte Harkort, 3. Auflage, Verlag Julius Bädecker, Leipzig 1895
2Eberhard Winkhaus, Das Geschlecht Harkort, Wir stammen aus Bauern- und Schmiedegeschlecht, Görlitz 1932
3Eintrag Gustav Harkort im Leipzig Lexikon - https://www.leipzig-lexikon.de/biogramm/Harkort_Gustav.htm (zuletzt abgerufen 28.09.2021)
4Alexander August Mützel, Neues topographische-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats, Zweiter Band G-Ko, Halle 1821, S. 136
5Tilo Cramm, Das Leben und Wirken des Industriepioniers und Sozialreformers Friedrich Wilhelm Harkort
6Artikel "1860 bis 1935 - 75 Jahre Verein Deutscher Eisenhüttenleute" in "Stahl und Eisen - Zeitschrift für das Deutsche Hüttenwesen", Heft 48, 55. Jahrgang vom 29.11.1935, S. 1263
7Hans-Jochen Nickel, Die Schonerbrigg RHEIN von Köln in "Das Logbuch" Jg 48 Nr. 1/2012 und 2/2012
8Artikel "Den Verein für die deutsche Volksschule betreffend" in Hagener Kreisblatt und märkischer Hausfreund für Stadt und Land, Nr. 10 vom 1. Februar 1845
9Schreiben des Abgeordneten für die Nationalversammlung in Berlin, Friedr. Harkort, vom 09. Juni 1848" in Hagener Kreisblatt und märkischer Hausfreund für Stadt und Land, Nr. 48 vom 14. Juni 1848
10Hückstädt, Harald: Albrecht Tischbein - Wegbereiter des Eisenschiffbaus in Deutschland. In: Deutsches Schiffahrtsarchiv 10 (1987). pp. 109-152, URN: http://nbn-rsolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-52561-8
11Artikel "Ober-Weser-Dampfschifffahrt2 in Beilage zu Nr. 42 des Allg. Organs für Handel und Gewerbe, Köln 26. April 1835
12Conrad Matschoss, Ein Jahrhundert Deutscher Maschinenbau von der Mechainischen Werkstätte bis zur Deutschen Maschinenfabrik 1819 - 1919, 2. erweiterte Auflage, Springer-Verlag Berlin-Heidelberg 1922
13Hoya Dampfschifffahrt 1836, Gesellschaft für Familienkunde im Kreis Hoya e.V. - https://www.familienkunde-hoya.de/pages/ghoyaschiff.php (zuletzt abgerufen am 03.07.2022)
14Artikel aus Köln zum 07. August 1837 in der Allgemeinen Handlungs-Zeitung vom 20. August 1837, 67. Stück
15Parlamentarier Portal - Die Abgeordneten des Norddeutschen Reichstages, des Zollparlaments und der Deutschen Reichstage 1867-1918 - https://www.bioparl.de/datenbanken/biorabkr/ (zuletzt abgerufen am 03.07.2022)
16Eintrag zu Eduard Harkort bei der Texas State Historical Assosiation - https://www.tshaonline.org/handbook/entries/harcourt-edward (zuletzt abgerufen am 04.07.2022)
17Stefan Gorißen, "Der Preis des Vertrauens - Unsicherheit, Institutionen und Rationalität im vorindustriellen Fernhandel" in "Vertrauen. Historische Annäherungen" Ute Frevert, Göttingen 2003, S. 94
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